Hamburg. Paukenschlag beim „Spiegel“: Klaus Brinkbäumer wird als Chefredakteur abgelöst. Ihm folgt ein gleichberechtigtes Trio an der Spitze.

Es ist eine der radikalsten Neuerungen in der langen Geschichte des „Spiegel“. Das Hamburger Nachrichtenmagazin bekommt im Januar 2019 eine Gemeinschaftsredaktion, die sowohl das gedruckte Heft als auch die digitalen Angebote des Hauses verantworten wird.

Ein Trio wird diese Redaktion leiten. Auch das ist neu: Bisher gab es beim „Spiegel“ Chefredakteure, die das Blatt allein führten, oder aber Doppelspitzen. Der Gemeinschaftsredaktion werden die bisherige Chefin von „Spiegel Online“, Barbara Hans, Ullrich Fichtner, bislang Reporter im „Spiegel“-Gesellschaftsressort, sowie Steffen Klusmann vorstehen, der derzeit noch Chefredakteur des „Manager Magazins“ ist.

Alle drei werden sich Chefredakteur nennen. Klusmann ist jedoch Erster unter Gleichen. Er trägt zusätzlich den Titel „Vorsitzender der Chefredaktion“.

Brinkbäumer scheiterte an Print-Online-Verschmelzung

Mit der Berufung des Trios enden knapp zwei Jahre, in denen die Anteilseigner des Nachrichtenmagazins, allen voran der „Spiegel“-Hauptgesellschafter Mitarbeiter KG, den Markt nach einem neuen Chefredakteur sondierten.

Barbara Hans war bisher „Spiegel Online“-Chefin.
Barbara Hans war bisher „Spiegel Online“-Chefin. © dpa | Tobias Hase

Als unsere Redaktion im März darüber erstmals berichtete, wurde die Suche intensiviert. Der bisherige „Spiegel“-Chefredakteur Klaus Brinkbäumer hat nach ­Ansicht der Gesellschafter die geplante Zusammenführung zwischen Print- und Online-Redaktion nicht energisch genug vorangetrieben. „Spiegel“-Geschäftsführer Thomas Hass sagt, er und Brinkbäumer hätten „unterschiedliche Auffassungen davon, wie die ,Spiegel‘-Redaktionen zusammenzuführen sind“.

Diese Verschmelzung soll nun möglichst schnell über die Bühne gehen. Zu diesem Zweck werden der „Spiegel“ und „Spiegel Online“ ein Gemeinschaftsunternehmen gründen, für das die geplante gemeinsame Redaktion von Print und Digital arbeiten soll.

Chefredakteursteam ist gleichberechtigt

Ihr wird das neue Chefredakteursteam gleichberechtigt vorstehen. Meldungen von Mediendiensten, die am Mittwoch kursierten, Hans und Fichtner seien nur Klusmanns Stellvertreter, sind folglich ebenso unzutreffend wie Spekulationen, Fichtner werde vorrangig für Print und Hans für Online verantwortlich sein. Das Trio wird vielmehr gemeinsam entscheiden, wie und auf welchen Kanälen bestimmte Storys und Nachrichten ausgespielt werden.

Steffen Klusmann.
Steffen Klusmann. © dpa | Georg Wendt

Die neue Chefredaktion solle „die Aufgaben nach fachlichen und funktionalen Aspekten“ aufteilen und „nicht mehr nach Medienkanälen“, heißt es in einer Pressemitteilung des „Spiegel“. Zudem gehören die Chefredakteure künftig der Unternehmensführung an. Auch das ist neu.

Bis zu ihrem Amtsantritt soll das Trio die neue Redaktionsstruktur ausarbeiten. Bis Januar amtiert die alte Chefredaktion. Mit Brinkbäumer, der erst diesen Mittwoch von seiner Absetzung erfuhr, spricht der „Spiegel“ über neue Aufgaben. Sein Vertrag sieht vor, dass er in das New Yorker „Spiegel“-Büro wechseln kann, sobald er die Chefredaktion verlässt.

Mit der Gründung des Gemeinschaftsunternehmens ist der Umbau beim „Spiegel“ aber noch längst nicht abgeschlossen. Vorgesehen ist, die Trennung von Print und Digital auch bezüglich der Arbeitsverträge der Redakteure aufzuheben, die einstweilen fortbesteht. Aber das könnte noch ein wenig dauern.