Berlin. 13.000 neue Jobs sollen in der Pflege entstehen. Bei „Hart aber fair“ will Gesundheitsminister Jens Spahn seine Kritiker überzeugen.

Überfordertes Pflegepersonal, hilflose Angehörige: 2,5 Millionen Menschen in Deutschland sind pflegebedürftig. Tendenz steigend. Schon heute fehlen Tausende Fachkräfte für diese Aufgabe. Eine riesige Herausforderung für die Politik. Deswegen widmete sich die „Hart aber fair“-Sendung am Montag genau diesem Thema.

Vorausgegangen war der Talkshow die Dokumentation „Was Deutschland bewegt: Pflege. Hilft denn keiner?“. Dort ging es unter anderem um die Pflege zu Hause. Zwei Drittel der Bedürftigen werden hier von Familienmitgliedern versorgt. Viele müssen sich rund um die Uhr um Angehörige kümmern, weil sie keinen Platz in der Tagespflege bekommen oder diese zu teuer ist. Existenzen stehen auf dem Spiel, weil die Unterstützung fehlt.

Jens Spahn will schnell 13.000 neue Stellen schaffen

Klingt nach einer Mammutaufgabe, für die schon fast so etwas wie ein Held her muss. Für diesen Job will sich Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bewerben. Er hatte vor kurzem angekündigt, bis 2019 13.000 neue Stellen in der Pflege schaffen zu wollen.

Silke Behrendt, die seit 25 Jahren in der Altenpflege tätig ist, kann über diese Zahl zu Beginn der Sendung nur lächeln. Zum einen deswegen, weil das längst nicht ausreichend ist. Vor allem aber, weil jetzt bereits mehr als 15.000 Fachkräfte fehlen, die Stellen sind einfach unbesetzt.

Spahn kann den Frust nachvollziehen, spricht von einer „massiven Vertrauenskrise“ und will genau da den Hebel ansetzen. „Wir müssen mit einer Ausbildungsoffensive dafür sorgen, dass das Berufsbild des Altenpflegers wieder attraktiver wird“, so der CDU-Politiker. „So wollen wir auch viele Teilzeitkräfte, die ihre Stunden zurückgefahren haben, wieder motivieren, in eine Ganztagsstelle zurückzukehren.“ Die restlichen offenen Stellen sollen dann mit Fachkräften aus dem Ausland besetzt werden.

Arbeitgeberpräsident will ausländische Pflegekräfte

Thomas Greiner, Präsident des Arbeitgeberverbandes Pflege, geht sogar noch einen Schritt weiter. „Eigentlich müssten wir dreimal 13.000 Pflegekräfte einstellen. Warum sollten wir dann nicht 13.000 aus dem Ausland holen? Was spricht dagegen? “

Für Ruth Schneeberger, Redakteurin bei der Süddeutschen Zeitung, so einiges. Sie pflegte ihre Mutter nach einem Schlaganfall zehn Jahre lang zu Hause. „Wir haben es kurz in einer Einrichtung versucht“, sagt die Münchnerin. „Dort haben ausländische Fachkräfte, die kaum Deutsch sprachen, meiner Mutter die falschen Medikamente verabreicht. Das ist sehr gefährlich.“

So soll Spahn doch noch zum Helden werden

„Wir haben verstanden“, hatte Spahn zu Beginn der Sendung gesagt. Silke Behrendt hat er mit seinem Auftritt aber (noch) nicht überzeugen können. „Den Eindruck habe ich nur teilweise. Ich habe das Gefühl, dass es weniger um die Menschen geht, als um das wirtschaftliche Interesse.“

Wie der Gesundheitsminister denn trotzdem für sie noch zum Helden werden könne, will Moderator Frank Plasberg abschließend wissen. „Wenn er gesetzliche Rahmenbedingungen für die Pflege schafft, ein Gesetz zur Personalausstattung auf den Weg bringt und die Angehörigen unterstützt“, antwortet sie.

Stand jetzt ist er davon noch ein gutes Stück entfernt.