Berlin. Christian Lindner gilt als derjenige, der die „Jamaika“-Gespräche platzen ließ. Nun sagt der FDP-Chef: Es wurde gar nicht verhandelt.

Die „Jamaika“-Gespräche sind seit fast vier Monaten Geschichte, inzwischen regiert wieder eine GroKo. Doch noch immer ranken sich Mythen um jenen 19. November, als gegen Mitternacht der FDP-Vorsitzende Christian Lindner einer staunenden Öffentlichkeit erklärte, dass die Liberalen nicht mehr mitmachen.

Seitdem lebt Lindner mit dem Vorwurf, er sei entweder ein Drückeberger – oder einer, der seine eigene Parteitaktik über politische Verantwortung stelle. Bei „Markus Lanz“ im ZDF platzte ihm am Donnerstagabend der Kragen.

„Papiere aufschreiben, in denen nicht steht“

„Es wurde vier Wochen lang nicht verhandelt, es wurde nur immer aufgeschrieben, was uns trennt“, schimpfte Lindner. Es sei während der Gesprächsrunden immer nur darum gegangen, „Papiere aufzuschreiben, in denen nichts drin steht“.

Vehement wehrte sich Lindner gegen den Vorwurf, er habe Bundeskanzlerin Angela Merkel mit seiner Ausstiegserklärung überrumpelt. Schon am Mittag des 19. November habe er in einer Sechser-Spitzenrunde von CDU, CSU und FDP deutlich gemacht: „Für uns ist die Reise beendet, es geht nicht zusammen.“ Die Liberalen hätten sich dann überreden lassen, so Lindner weiter, die Gespräche fortzusetzen – unter der Maßgabe: „Aber jetzt wird verhandelt.“

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    Gegen 20 Uhr sei man erneut zusammengekommen, „da gab es dann null Entgegenkommen“. Berichte, Merkel habe per SMS von außen über den unmittelbar bevorstehenden Ausstieg der Liberalen erfahren, bestritt Lindner bei Lanz: Die Nachricht, dass er eine Erklärung abgeben werden „wurde erst öffentlich, als die anderen Bescheid wussten“.

    „Wir hätten gern regiert“, so Lindner weiter. „Aber nach vier Wochen war klar: Einer muss sein Wort brechen und sein Gesicht verlieren: entweder die Grünen oder die FDP.“ In der Situation hätten die Liberalen die Konsequenzen gezogen.

    Hier geht es zur Sendung von Markus Lanz im ZDF