Berlin. „Erstaunlich“ findet Maria Furtwängler das Ergebnis einer Studie zur TV-Präsenz von Frauen. Sie sagt der Ungleichheit den Kampf an.

Es sind hauptsächlich Männer, die im Fernsehen die Welt erklären. Denn vor allem als Expertinnen sind Frauen unterrepräsentiert. Das ist eines der Ergebnisse einer Studie der Universität Rostock zur Geschlechterdarstellung in Film und Fernsehen. Initiiert wurde sie von Schauspielerin Maria Furtwängler (50), die sich mit ihrer Stiftung Malisa unter anderem für gesellschaftliche Vielfalt und die Überwindung einschränkender Rollenbilder einsetzt. Ein Gespräch über Unsichtbarkeit und übellaunige Ermittlerinnen.

Nach all den Jahren der Diskussion um Gleichstellung kommen Frauen immer noch deutlich seltener vor im TV. Erschreckend, oder?

Maria Furtwängler: Erschreckend wäre das nur, wenn es hieße: „Es ist halt eh ungerecht und bleibt auch so.“ Man muss wirklich Anlauf für Veränderung nehmen, denn: Frauen kommen in Film und Fernsehen nur halb so oft vor. Und wir kommen jenseits der 30 mit jedem Lebensjahr immer seltener vor.

Sie haben die Studie mit Ihrer Stiftung Malisa in Auftrag gegeben und wollen nun auch eine Expertinnendatenbank aufbauen.

Das wäre die nächste Initiative. Auch das kann ich jedoch nicht alleine stemmen, das ist aufwendig und teuer.

Wie sieht die Arbeit der Stiftung konkret aus?

Die Stiftung besteht bislang aus meiner Tochter, mir und einer leitenden Mitarbeiterin. Die Tatsache, dass da bei der Präsentation der Studie die Senderchefs und die Filmförderer saßen, war für mich wie „Zwick mich mal kurz“. Als ich vor anderthalb Jahren überlegte, dass man das mal wissenschaftlich untersuchen sollte, müsste ich jetzt lügen, wenn ich sage, war doch klar, dass das eine ganz große Nummer wird.

Was treibt Sie zu dieser Arbeit an?

Wir wollen gern die Gewalt gegen Frauen und Diskriminierung beenden. Was wir jetzt mit der Studie gemacht haben, ist ein kleiner Baustein auf der großen Baustelle, in der es darum geht, Unsichtbarkeit von Frauen aufzuheben.

Das ist ein großes Ziel.

Was gesellschaftliches Engagement angeht, würde es mich schon sehr glücklich machen, eine nachhaltige Diskussion anzuregen. Die Gefahr ist ja immer groß, Dinge erst einmal interessant zu finden, dann aber zur Tagesordnung überzugehen. Es sollte gelingen, den öffentlichen Druck oder die Aufmerksamkeit soweit zu erhöhen, dass sich die Verantwortlichen bemüßigt fühlen, etwas zu tun. Und da ist es natürlich von Vorteil, dass ich keine Unbekannte bin. Da nutze ich meine Möglichkeit als Multiplikatorin.

Einzig in der Herzschmerzsparte sind Frauen gut repräsentiert. Würden Sie gern mal in einer richtigen Schnulze mitspielen?

Ich habe ganz früh mal in einem Pilcher-Film mitgespielt. Es hängt immer davon ab, wie gut die Geschichte ist. Ich finde natürlich eine anrührende Liebesgeschichte großartig. Wenn es so etwas mal gäbe, ja selbstverständlich. Warum denn nicht? Es geht ja auch nicht darum, dass man bestimmte Frauenklischees abschafft, sondern nur, dass man viele noch nicht gesehene Frauenfiguren hinzufügt. Dass es eben auch die übellaunige, alte Ermittlerin oder die dicke ­Psychologin gibt. Dass man die Diversität von all dem, wie Frauen sind, beginnt darzustellen und nicht ­immer nur einen schmalen ­Bereich fokussiert. Da wird viel ausgeblendet von dem, was wir Frauen sind.

Gibt es denn noch eine Traumrolle, die Sie unbedingt spielen wollen?

Ich möchte sehr, sehr gerne Komödien machen und entwickle da auch verschiedene Sachen. Ich würde gern unterhaltsam, klug und kommerziell erfolgreich erzählen

Als Kommissarin kommen Sie ja immer etwas unterkühlt rüber …

Aber der nächste „Tatort“ wird spannend. Hier wird Charlotte Lindholm selbst Opfer von Gewalt, und dann versteht der Zuschauer, warum sie sich so falsch verhält.