Hamburg. Nicolas Stemanns „Lab.Oratorium“ thematisierte das Leid von Flüchtenden – mit brachialen musikalischen Mitteln.

Auf Grund gelaufen, überfrachtet, Schlagseite, ... Es gäbe viele Wortspiele und Metaphern, die sich nach einem Abend wie diesem schnell anböten. Die Katastrophe deutete sich mit einem abstrakten Höllenkrach an, der einem durch Mark und Bein fuhr, das war Absicht. Die Verschmelzung von zeitgenössischer Musik mit mahnender Katastrophen-Poesie von wieder erschreckend aktuellen Klassikern wie Trakl, Ahrendt oder Bachmann, dazu typische Anklage-Tiraden aus Jelineks „Schutzbefohlenen“, wuchtig montiert, collagiert, geschichtet, vertont, vertheatert und mit elektronischen Special-Effect-Raumklängen aus allen Richtungen angereichert – all das war zornige Absicht und gewollte Überforderung.

Was immer die Sopranistin Rinnat Moriah und die Mezzosopranistin Tora Augestad dabei in bester Absicht in oft höchsten Tönen sangen, blieb aber weitestgehend ein Rätsel. Dazu zwei gestisch hyperventilierende Schauspieler (Sebastian Rudolph und Patrycia Ziolkowska), die als Entertainer-Evangelisten vom Mittelmeer-Touristendampfer „MS Europa“ berichteten und zynisch die Disco-Posen zu „Staying Alive“ zitierten.