Der talentierte Kalifornier Kit Armstrong spielt Mozart in die Laeiszhalle. Vor 10 Jahren gab er sein erstes Konzert, er komponiert auch.

Hamburg. Sein Name ist Kit Armstrong, Kit mit "t". Dabei könnte er auch fast noch Kid heißen, Kind. Mit seinen weichen Gesichtszügen und den sanften Mandelaugen wirkt der schmächtige 18-jährige Kalifornier auf den ersten Blick ziemlich jugendlich. Doch wenn er sich ans Klavier setzt, ist Schluss mit jungenhaft - dann verströmt der Musiker die fast schon beängstigende Reife eines erfahrenen Pianisten.

Die Pointe lautet: Das ist er auch tatsächlich. Kit kann nämlich bereits auf eine zehnjährige Karriere zurückschauen. Unglaublich, oder? Mit sieben war er der jüngste Student, den die Chapman University of California jemals zugelassen hat, mit acht Jahren gab er sein öffentliches Konzertdebüt. Und wenn normalersterbliche Erwachsene mit den Fächern Klavier und Komposition schon mehr als ausgelastet wären, hat der krasse Knabe gleich noch Naturwissenschaften und Mathe dazugewählt. Soll ja nicht langweilig werden bei dem Riesentalent, das natürlich außerdem noch extrem sprachbegabt ist und nur so zum Spaß komplizierteste Origami-Baupläne entwirft. Puh!

Gegen Kit Armstrong nehmen sich die "normalen" Wunderkinder fast schon wie Lernbehinderte aus - da ist jemand entweder als ganz kleiner Junge in den Zaubertrankbottich geplumpst oder schlicht mit übernatürlichen Fähigkeiten beschenkt worden. Oder beides zusammen.

Selbst ein äußerst vorsichtiger, immer abwägender Künstler wie Alfred Brendel, der wahrlich nicht mit Superlativen um sich wirft, bezeichnete ihn als "größte musikalischen Begabung, der ich in meinem ganzen Leben begegnet bin". Der österreichische Pianist hat den US-amerikanischen Hunderttausendsassa als Lehrer unter seine Fittiche genommen und prognostiziert ihm eine große Zukunft: "Die Zeit für eine weiter ausgreifende Karriere ist nun gekommen. Sie wird ihn, wenn nicht alles täuscht, auf den pianistischen Olymp führen."

Dass Brendel sich da so sicher ist, liegt wahrscheinlich auch am sehr seriösen Geschmack von Armstrong: Er setzt nicht auf das Virtuosen(stroh)feuerwerk rasanter romantischer Bravourstücke, sondern konzentriert sich vor allem auf gewichtige und auch geistig anspruchsvolle Werke von Bach bis Ligeti. Das demonstriert der Pianist auch bei seinem Auftritt mit dem NDR-Sinfonieorchester: Unter Leitung von Ivor Bolton spielt er das berühmte A-Dur-Konzert KV 488 von Mozart, das der Schriftsteller Maarten 't Hart - wenn überhaupt - als einzigen Beleg für die Existenz einer besseren Welt anerkennen wollte. Da kannte er das Wunder namens Kit Armstrong allerdings wohl auch noch nicht.

Kit Armstrong beim NDR-Sinfonieorchester Do 6.1., 20.00, So 9.1., 11.00, Laeiszhalle (U Gänsemarkt), Johannes-Brahms-Platz, Tickets 9,- bis 41,- an den bekannten Vorverkaufsstellen und unter Telefon 0180/178 79 80