Hamburg. Als dem Schriftsteller die Wohnung gekündigt wurde, bemühte er sich doppelt um Ersatz. Resultat ist sein neues, lesenswertes Buch.

Dies ist ein Buch über Heimat, nein: Es sind zwei Bücher über Heimat. Man kann mit „Eine Wohnung in der Stadt“ anfangen. Helles Cover, ein Gemäuer, durch das ein Riss verläuft. Oder man wendet die doppelte Drucksache in seiner Hand. Dann blickt man auf das Cover von „Ein Haus auf dem Land“. Dunkle Anmutung, ein Blitz, der einen düsteren Himmel zerreißt.

Die beiden Verpackungen spiegeln optisch einander; Gleiches tun die Themen, denen sich der 1974 geborene Schriftsteller Jan Brandt („Gegen die Welt“, „Tod in Turin“) widmet. Eigentlich ist es nur ein Thema. Es geht ums Wohnen. Und dabei in einem größeren Kontext um Heimat, Lebensentwürfe und die Werte, nach denen eine Gesellschaft leben will. Im Mittelpunkt steht der Autor selbst, der in einer Mischung aus Essay und Reportage von den zwei Vorgängen berichtet, die ihn zuletzt so beschäftigt haben, dass er aus seiner trauten Berliner Schreiberklause ausbrach. Er überlegte zum einen, ein altes Haus in Ostfriesland zu kaufen und suchte für dieses Unterfangen offensiv Mitstreiter. Zum anderen ging er in Berlin auf Demos und schrieb Artikel, er politisierte sich. Weil er nämlich gar keine Schreiberklause mehr hatte.