Berlin. Der ZDF-Dreiteiler „Preis der Freiheit“ verknüpft die letzten Tage der DDR mit einem Familiendrama – und wirkt klischeelastig und zäh.

Die Lastwagen, voll bis obenhin mit Goldbarren, brausen vom Ostberliner Hof: Retten, was noch zu retten ist, heißt es in den letzten Stunden der DDR. Die Mauer ist durchbrochen, die Trabbis pöttern Richtung Kudamm, die Masse feiert sich in einen Rausch, die Architekten des Unrechts flüchten oder arrangieren sich mit den alten Feinden.

Deutsches Geschichtsfernsehen muss man aber wohl mit privatem Familienschicksal vermischen, um es zu einem bekömmlichen Fernseh-Dreiteiler verrühren zu können: „Preis der Freiheit“, die nächste Bestattung des Unrechtsstaates mit künstlerischen Mitteln, probiert es mit einem Blick in die Schaltzentrale der Geldbeschaffer, die den Staatsbankrott täglich verhindern müssen.

Unter der Regie von Devisen-Jongleur Schalck-Golodkowski, den Thomas Thieme mit väterlicher Güte ausstattet, wird Sondermüll aus der BRD importiert, werden Waffengeschäfte eingefädelt oder Häftlinge in den Westen verkauft. „Gut oder Böse gibt es nicht – nur Kunden“, ist die Devise in der Abteilung „Kommerzielle Koordinierung“.

Ein kniender Kerl zwischen ihren Beinen

Im Zentrum allerdings steht eine zerfallende Familie mit drei Schwestern, die das Drehbuch-Autorenteam funktional sortiert. Schalcks rechte Hand Margot ist die unbelehrbare Staatssoldatin, die Barbara Auer als unterkühlte Spielerin gibt. Dass Regisseur Michael Krummenacher sie mit einem knienden Kerl zwischen ihren Beinen am Schreibtisch einführt, zementiert ihren Status mit peinlicher Aufdringlichkeit.

Nadja Uhl bei der Premiere von „Der Preis der Freiheit
Nadja Uhl bei der Premiere von „Der Preis der Freiheit" am 31. Oktober in Berlin. Für ihre Verhältnisse wirkt die Schauspielerin in dem ZDF-Dreiteiler blutleer. © Getty Images | Christian Marquardt

Buchhändlerin Lotte ist die liebe Zweiflerin, die sich der guten Sache anschließt; Nadja Uhl ist dabei seltsam blutleer. Sylvia schließlich floh einst in den Westen und musste ihre Kinder zurücklassen, denen die Familie seither vorlügt, die Mutter sei gestorben. Dass sie jetzt beim Häftlingsfreikauf gegen den Osten arbeitet, ist platte Drehbuch-Logik. Nicolette Krebitz gelingen dabei immerhin die berührendsten Augenblicke.

So prominent der Film besetzt ist – auch die anderen entpuppen sich als Erfüllungsgehilfen eines klischeereichen Konstrukts, Gut und Böse sind eindeutig markiert: Joachim Król gibt Margots aufrechten Gatten, den Kombinatsdirektor, der spürt, dass es nicht mehr läuft im volkseigenen Betrieb, Godehard Giese darf den Stasi-Mann mit ungerührtem Blick zum emotionalen Eisklotz formen, Oliver Masucci führt eine Ganovennummer auf als Macho-Zocker für die schmutzigen DDR-Deals in einer Westberliner Halbwelt-Disco, Fabian Hinrichs gibt seinem Bonner Ministeriums-Macchiavelli eine Prise Sadismus mit auf den Weg beim Zerlegen der DDR.

Und für die große Angela Winkler, die als störrisch strenge Mutter der Schwestern immer noch tobt, wenn das Westradio läuft, hält das Drehbuch immerhin eine herrliche Schlusspointe parat.

„Preis der Freiheit“ schießt übers Ziel hinaus

Das Schicksal rebellischer Jugendlicher, die am Staat besonders leiden, wird dazu ausgebreitet, aber es hilft dem bieder erzählten Stoff nicht wirklich auf die Sprünge, zumal man das schon so oft und intensiver gesehen hat.

Geschichtsschnipsel wehen durch den Film, Fabian Römers gefällige Musik breitet den roten Teppich für ein paar emotionale Ausbrüche aus, aber das alles wirkt zäh. Dialoge werden oft mit moralischer Bedeutungsschwere aufgeladen, vieles wird volkshochschulhaft erklärt, es gilt, Lektionen zu erteilen. Nur: So redet kein Mensch.

• Montag (4. November), Dienstag (5. November), Mittwoch (6. November), jeweils ab 20.15 Uhr, ZDF: „Preis der Freiheit“