Hamburg. Furioser Auftakt in die zweite Runde der beliebten Veranstaltung und eine eindeutige Antwort auf eine entscheidende Frage.

Das war ein furioser Auftakt in die zweite Runde des Philosophischen Cafés. Furios und unbedingt forsch, stellenweise sogar auftrumpfend. Oder wie soll man das sonst nennen, wenn der erste Gast nach dem Philocafé-Relaunch auf der hehren Bühne des Literaturhauses Sätze wie diese raushaut: „Kunst ist der Feind, sie gaukelt uns etwas vor, das wir nicht sind.“ „Philosophie ist das, was die Religion sein will, nur eben auf die richtige Weise.“ „Nietzsche war einer der schlechtesten Philosophen aller Zeiten, den man gerade noch so überhaupt einen Philosophen nennen kann.“ „Kant war völlig verrückt, nach unserem heutigen Wissen.“

Der das alles sagte, war Markus Ga­briel, Bonner Philosoph, ehemaliges Wunderkind der Denkerabteilung und einst mit 29 Jahren schon Lehrstuhlinhaber. Manche halten ihn für eine Art Philosophie-Populisten, das wollen wir an dieser Stelle ganz entschieden ins Positive wenden: Der Mann redet über schwierige Materie so, dass auch Normalhirne verstehen, was er meint. Zumindest in etwa. Zumindest manchmal. Und so war es ein völlig nachvollziehbares Fazit, das Wolfram Eilenberger am Ende eines spritzigen, vor Ideen schäumenden Abends zog. „Sie sprechen anders über Philosophie“, sagte er in Richtung Gabriels. Was diesen augenscheinlich freute. Bucherfolge („Warum es die Welt nicht gibt“) sind das eine, Imagepflege und Auftreten das andere: Das Selbstbewusstsein Ga­briels, das pauschale und markige Aussagen gebiert und das die Philosophie, jene Kampfbahn der Argumente, als große Herausforderung sieht, ist eine ziemliche Schau.