Musikinstrumentenfonds verleiht Geigen, Celli, Bratschen und einen Bass in Hamburg

Hamburg. Ein Blick in die altersbedingt noch recht kurzen Lebensläufe der 15 Bundespreisträger des Wettbewerbs „Jugend musiziert“, die gestern im Spiegelsaal des Museums für Kunst und Gewerbe in Hamburg zusammenkamen, offenbart eine auffällige Gemeinsamkeit. Nahezu alle unter den angehenden Musikerinnen und Musikern im Alter von zehn bis 17 Jahren begannen spätestens im fünften Lebensjahr mit dem Instrumentalunterricht. Zwei fingen erst mit sechs Jahren an, andere dafür bereits als Vierjährige. Wer nicht schon im Vorschulalter an die Geige oder ans Cello kommt und dann kontinuierlich dran bleibt, für den wird der Weg in die Spitzenförderung schnell äußerst steil. So scheint es zumindest.

Im Spiegelsaal nahmen die aufstrebenden Jungmusiker gestern erstmals Leihinstrumente in Empfang, die ihnen der Deutsche Musikinstrumentenfonds für jeweils zwei Jahre kostenlos zur Verfügung stellt – nur die Versicherungsprämie müssen die Eltern selber zahlen. Wer weiß, wie schnell Kinder wachsen, begreift leicht, welchen ideellen Wert neben dem materiellen etwa das Ende des 19. Jahrhunderts von Wenzel Hannabach in Schönbach bei Eger in Böhmen gebaute sogenannte halbe Cello für den 10-jährigen Ruben Meiller aus Hamburg hat. Ein Meisterinstrument zu kaufen, das dem musikalischen Nachwuchs aufgrund seines Niveaus schon angemessen wäre, ihm aber unter der Hand schnell zu klein würde, können sich nur Krösusse leisten, seltene Art unter Musikereltern.

So ernsthaft, wie der kleine Ruben jetzt dasitzt – hellblaues Hemd zum Knöpfen wie ein Großer, nur die Turnschuhe mit ihren sehr gelben Schnürbändern sehen nach Grundschulpausenhof aus – und auf diesem wunderbaren Minicello streicht, als wäre es für ihn gemacht, ahnt man, was für einen Ansporn so ein feines Instrument für ein Kind wie ihn bieten kann.

Obwohl: Cornelius Bodenburg, 16 Jahre alt und ab Herbst Jungstudent an der Andreas-Franke-Akademie der Hamburger Musikhochschule, glaubt nicht, dass die ihm überlassene Geige aus der Werkstatt von Paul Knorr aus dem frühen 19. Jahrhundert ihm bei der Entscheidungsfindung helfen wird, ob er nach dem Abitur Musik studieren soll oder nicht. „Das Instrument ist großartig, keine Frage. Aber meine Motivation kann es nicht wirklich beeinflussen." Die muss, da spricht schon der echte Musiker, ganz aus ihm selbst kommen.

Jonathan Helm aus Göttingen, knapp 18 Jahre alt, hat den einzigen Kontrabass ergattert, den die Stiftung derzeit verleihen kann. „Deutsche Arbeit um 1900“, heißt es im Zertifikat des hellen Instruments, das an der Zarge eine hübsche Extrawelle im Holz hat. Der junge Mann spielt ganz entspannt im Sitzen, der Vater, selbst Musiker, trägt dem Nachwuchs den Hocker hinterher. Jonathan hat zehn Jahre lang Cello gespielt und erst 2012 gewechselt: „Mehr aus Zufall“, sagt er. „Aber ich habe sofort gemerkt, Kontrabass passt viel besser zu mir.“ Er preist die Saitenlage und wie gut und leicht das Instrument anspricht: „Der geht unheimlich schnell los." Gern unterzeichnet Vater Helm den viele Seiten umfassenden Leihvertrag. Beim Bundesjugendorchester spielt Jonathan auf einem fünfsaitigen Kontrabass. Jetzt hat er ein Top-Instrument zum Solospiel für jeden Tag.