Schauspieler, Showmaster, Liedtexter, Buchautor – Joachim Fuchsberger war ein Vielkönner. Der gebürtige Stuttgarter, der in Deutschland zur Fernsehlegende wurde, bezeichnete sich selbst schlicht als Entertainer. Am Donnerstag ist „Blacky“ in seinem Haus in Grünwald bei München gestorben. Er wurde 87 Jahre alt.

Das Wichtigste ist Unabhängigkeit. Wenn einer befiehlt und ich weiß, es ist Mist, tue ich es nicht“, hat Joachim Fuchsberger einmal in einem Interview bekannt. Fuchsberger war ein Vielkönner, er war Filmschauspieler, Liedtexter, Showmaster der ersten großen Sonnabendabend-Sause und vieler, die noch folgten. Dabei hatte er keinen dieser Berufe erlernt. 1954, als seine Filmkarriere mit dem Dreiteiler „08/15“ startete, spielte er seine erste Hauptrolle. Fuchsberger war zuvor Nachrichtensprecher beim Bayerischen Rundfunk und Wochenschau-Sprecher gewesen. Regisseur Paul May erinnerte sich an den jungen Sprecher, der ihm ein paar Kriegserlebnisse erzählt hatte, und ließ ihn den Gefreiten Asch spielen, der es bis zum Leutnant der Wehrmacht bringt. May erklärte Fuchsberger: „Du musst nicht spielen, du hast es erlebt.“

Fuchsberger wurde über Nacht berühmt und zu einer öffentlichen Person, die er bis ans Ende seines Lebens bleiben sollte. Jetzt ist Joachim Fuchsberger im Alter von 87 Jahren in seinem Haus in Grünwald gestorben. „Die Organe haben nicht mehr mitgemacht“, sagte seine Frau. In den vergangenen Wochen sei Fuchsberger in mehreren Kliniken behandelt worden und danach wieder nach Hause gekommen. „Er war fröhlich. Er dachte, es klappt.“

Joachim Fuchsberger, der in Düsseldorf mit zwei jüngeren Brüdern aufgewachsen war, musste noch als 16-Jähriger in den Krieg. In amerikanischer und britischer Gefangenschaft kam er irgendwie an den Namen „Blacky“, den er ein Leben lang beibehielt. In den 60er-Jahren wurde er als Inspektor in mehreren Edgar-Wallace-Filmen und anderen Krimis zum Kinostar („Die toten Augen von London“, „Der Fluch der gelben Schlange“, „Der Hexer“). Er erwies sich in dieser Zeit als Idealbesetzung für unerschrockene Verbrecherjäger und vertrauenswürdiger Beschützer verfolgter Frauen.

Was er selbst von diesen Rollen hielt, hat er in einem Interview bekannt: „Ein Schauspieler bin ich nie gewesen. Das ist jetzt keine Koketterie. Ich kann sehr genau unterscheiden zwischen Schauspielern, Darstellern und Komödianten. Ich habe ja als Chefinspektor von Scotland Yard reihenweise Leute erschossen, natürlich immer in Notwehr, klar. Ich war stets auf der guten Seite, wie langweilig! Ich durfte ja die Rollen, die ich spielen wollte, nie spielen. Wir Deutschen haben es immer hervorragend verstanden, an allen unseren Problemen vorbeizugehen. Da wurden meist idiotische Geschichten erfunden und daraus irgendwelche blöden Filmchen gemacht, oder man drehte diese hanebüchenen Kriminalfilme nach den Romanen von Edgar Wallace.“ Dass er für größere Schauspielaufgaben als die des populären Filmhelden, der eine gewisse Coolness ausstrahlte, nicht geeignet war, erkannte er selbstkritisch, als er bekannte, ihm sei hauptsächlich körperliche Fitness für seine actionlastigen Rollen abverlangt worden. „Keiner hat so gut wie ich gelernt, wie man fällt und wie man schlägt. Ich habe einen sehr guten Freund, einen Fernsehproduzenten, den habe ich einmal gefragt, sag mal, wann bekomme ich endlich in einer deiner Superserien eine Rolle? Darauf hat er geantwortet: Nie, denn was willst du da spielen? Bei mir war es wohl so, dass man gemerkt hat, dass meine Möglichkeiten begrenzt sind.“

Wurde er später nach seinem Beruf gefragt, hat Joachim Fuchsberger immer angegeben, er sei „Entertainer“. Mehr als 50 Filme hat Joachim Fuchsberger allein in den ersten zehn Jahren seiner Karriere gedreht. Bald kamen neue Angebote. Ende der 50er-Jahre moderierte er beim WDR die erste große Sonnabenabend-Show „Nur nicht nervös werden“. „Ich hatte genug in Busen geschaut“, sagte er. Es folgten „Der heiße Draht“, die Quiz-Show „Ja oder Nein“ und die ARD-Talkshow „Heut’ Abend“ (1980–1991), in der er 300-mal jeweils einen prominenten Zeitgenossen zu dessen Leben befragte.

Anfangs, sagte Fuchsberger, habe er „Todesangst“ gehabt, in eine Halle zu gehen, in der 10.000 Menschen auf ihn warten würden. Aber dann sei es „wie ein warmes Bad“ gewesen. Nach 60 Folgen als Moderator der Rateshow „Auf los geht’s los“ und zunehmender Kritik schmeißt Fuchsberger 1986 das Handtuch und zieht sich für mehrere Jahre nach Australien zurück.

„Das war ein bisschen gekränkte Eitelkeit“, gab er später zu. Von 1988 bis 2003 drehte er für den Bayerischen Rundfunk 20 Filme für die auf ihn zugeschnittene Reportagereihe „Terra Australis“, in denen Fuchsberger Menschen und Landschaften seiner Wahlheimat porträtierte.

Den Wenigsten ist bekannt, dass Joachim Fuchsberger der Texter folgender Zeilen ist: „Was ich dir sagen will, fällt mir so schwer. Das Blatt Papier vor mir bleibt weiß und leer. Ich find’ die Worte nicht, doch glaube mir: Was ich dir sagen will, sagt mein Klavier.“ Udo Jürgens machte das Lied zum Welthit, es stand 1967/68 ein halbes Jahr lang unter den Top 10 in den Charts. Auch „Der große Abschied“ schrieb Fuchsberger für Jürgens. Er textete für Howard Carpendale, Jürgen Marcus und das Lied für den Verein seiner Geburtsstadt, die Stuttgarter Kickers. Fuchsberger hatte sich einst die Filmrechte an James Bond besorgt. Dass nicht er, sondern Sean Connery mit der Rolle berühmt wurde, weil der deutsche Film ein solches Projekt nicht stemmen konnte, hat Fuchsberger lange gewurmt.

Eine bedeutende Rolle spielte Joachim Fuchsberger bei den Olympischen Spielen 1972 in München als Stadionsprecher. Während der Abschlussfeier erhielt er die Nachricht, zwei nicht identifizierte Jets nähmen Kurs auf das mit 70.000 Besuchern voll besetzte Olympiastadion. Er entschied sich, nichts zu sagen. Es gab keine Massenpanik. Die Flugzeuge entpuppten sich als Bundeswehrmaschinen.

Dass seine Erfolge in Zusammenhang mit seinem blendenden Aussehen standen, hat Fuchsberger immer abgestritten. „Für meine Fresse kann ich nichts“, hat er drastisch gekontert, wenn wieder etwas über ihn in Umlauf gesetzt wurde: „Da stellt sich in irgendeiner Redaktion einer die Frage, was könnten wir denn noch machen, das Scheißding muss auf den Markt, und dann kommt der auf die Idee, jetzt suchen wir die drei schönsten Männer.“ Fuchsberger konnte es sich erlauben, er war ein Publikumsliebling, hatte so eine positive, optimistische und weltmännische Ausstrahlung. „Ich bin für die Menschen eine Bezugsperson“, wusste er. „Sie haben Vertrauen zu mir. Sie glauben mir, was ich sage.“ Beispielsweise, wie man in Würde altert. Das beschrieb Fuchsberger in seinem Buch „Altwerden ist nichts für Feiglinge“.

1984 wurde Joachim Fuchsberger erster deutscher Botschafter für die Unicef. Seit 2009 war er Mitglied des Kuratoriums der Fifa Frauen-WM. 2007 spielte Fuchsberger in der Fortsetzung „Neues vom Wixxer“, die die Edgar-Wallace-Filme parodiert. Für ihn war es der erste Kinofilm nach 33 Jahren Abstinenz von der Leinwand. Über den ersten Teil der Reihe hatte er sich noch empört. Bei der Premiere an seinem 80. Geburtstag sagte er dann aber: „Wir versprechen Ihnen, wir wixxen weiter.“

Seine größte Lebensleistung aber, sagte Joachim Fuchsberger einmal, sei die 60 Jahre andauernde Ehe mit seiner Frau Gundula. Er lehnte alle Rollen ab, die sich nicht mit der Familie vereinbaren ließen. Dass sein einziger Sohn Thomas 2010 tödlich verunglückte, hat Joachim Fuchsberger nie verwunden: „Trost gibt es nicht, Zeit heilt auch keine Wunden.“