Das wär‘s gewesen: Mal tolle Schlagzeilen aus der Kultur. Da darf die Elbphilharmonie nicht fehlen. Aber auch zu Udo Lindenberg, Til Schweiger und Arte hätten wir gerne etwas anderes gelesen.

Straßburg. 28,23 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 68,7 Prozent erreichte die deutsch-französische Ko-Produktion „Ganz Paris träumt von der Liebe“ auf Arte.

Die Regisseure Fatih Akin und Dany Boon haben die turbulente Komödie über einen deutschen Millionärssohn, der sich in ein französisches Zimmermädchen verliebt, in Szene gesetzt.

In den Hauptrollen sind Tom Schilling, Marion Cotillard, Mathieu Amalric und Nina Hoss zu sehen. Die Produktion kostete mehr als 30 Millionen Euro, weitere 15 Millionen wurden für eine aufwendige Marketing-Kampagne ausgegeben. Das Geld dafür kam aus der gerade in Frankreich verabschiedeten Reichensteuer, die Präsident Hollande ausschließlich für kulturelle Zwecke in den Staatshaushalt eingestellt hat.

Ja, das wäre dann die Schlagzeile gewesen:

Arte bricht alle Zuschauerrekorde

Arte plant weitere Ko-Produktionen, unter anderem einen Krimi mit Til Schweiger und Gerard Depardieu. Arbeitstitel: „Zwei Flics drehen durch“.

Schilleroper eröffnet mit Goethe-Musical

Hamburg. Endlich, nach knapp 40 Jahren wird die Schilleroper auf St. Pauli wieder kulturell genutzt. Mit einem Goethe-Musical konnte der frisch renovierte Rundbau, zu dem, wie ursprünglich auch, Wohnungen und Elefantenställe gehören, wieder eröffnet werden. „Der Freischütz“ wurde hier mal gespielt und Zirkus vor 3000 Zuschauern. Jetzt spielt dort das Goethe-Musical „Auf eigene Faust“, das sich mit dem Leben und Lieben des beliebtesten deutschen Dichters beschäftigt und das auch einen kleinen Einblick in sein Schaffen gibt. Goethe (der Junge: Florian Silbereisen, der Alte: Karel Gott) arbeitet am „Faust“ und liebt die einige Jahre ältere Frau von Stein (Hannelore Elsner), beide singen das Duett „Wenn ich Erlkönig von Deutschland wär“. Dann flieht Goethe nach Italien, schreibt am „Faust“ und schmettert „La piu bella cosa“. Nach seiner Rückkehr schreibt er weiter am „Faust“, lernt Christiane Vulpius kennen (Veronica Ferres) und singt „Ordinary people“. Am Ende ist „Faust II“ fertig, die Elefanten treten auf, Goethe wird gerettet, fährt gen Himmel und singt „I believe I can fly“. Viel Applaus.

Molotow wird zum Weltkulturerbe

Hamburg. Lange Zeit sah die Zukunft des Molotow alles andere als rosig aus. Doch nun ist der Club am Spielbudenplatz gerettet. Die Unesco nahm den einzigartigen Rockschuppen in die Liste der Stätten auf, die zum Weltkulturerbe zählen. Nachdem der Star-Club in Hamburg und das CBGB in New York von der Landkarte verschwunden sind, wollten die Kulturwächter den traditionsreichen Musik-Club mit allen Mitteln erhalten. Unesco-Generaldirektorin Irina Bokova brachte eine Plakette am Eingang des Molotow an. In Hamburg wurde das Ereignis mit einem großen Open-Air-Konzert auf dem Spielbudenplatz gefeiert. Zum Line-up gehörten Bands wie Nick Cave & The Bad Seeds, die wiedervereinigten White Stripes und Arcade Fire. Ausnahmsweise mussten die Bands sich bei diesem Festkonzert nicht an die Schallschutzauflagen der EU halten, es durfte lauter als 65 dB gespielt werden. „Endlich mal Stimmung hier auf dem Platz“, kommentierte Kultursenatorin Barbara Kisseler.

Til Schweiger nimmt Schauspielunterricht

Hamburg. Es ist eine Sensation: Til Schweiger will tatsächlich Schauspielunterricht nehmen. Der beliebte Darsteller, bekannt dafür, genau eine Rolle bis zur Perfektion zu spielen, nämlich sich selbst, tut dies allerdings nicht ganz freiwillig. Seine vier Kinder und Ex-Frau Dana hatten ihm einen Gutschein über zehn Stunden Unterricht zum 50. Geburtstag geschenkt. Til, der einmal sagte, „dieses Method Acting ist der größte Brim-Bam-Borium-Schwachsinn“, will sich nun der Herausforderung stellen. Den Gästen beim Festakt bleib der Mund offen stehen. Schweigers Motto lautete: „Glaubt an das, an was ihr glaubt. Das Geilste, was man machen kann in seinem Leben, ist an das zu glauben, was man möchte.“

„Tatort“ jetzt täglich — mit vielen neuen Ermittlern

Hamburg . Aufgrund stetig wachsender Beliebtheit hat sich die ARD entschlossen, die Krimireihe „Tatort“ auszubauen. Nicht nur sonntags, täglich soll 2014 kriminalistisches Neuland betreten werden. Dietfurt an der Altmühl und Groß Ellershausen waren die längste Zeit bloß für ihre Ausflugslokale bekannt. Auch in neue Ermittler wird investiert. Anfragen sollen bei Oliver Pocher, Sylvie Meis, ehemals van der Vaart, und Ernie aus der Sesamstraße vorliegen. Verärgert reagieren auf die „Tatort“-Inflation amtierende Fernsehkommissare. Saarbrückens Ermittler Devid Striesow plant im Gegenzug, ein „Tatort“-Musical zu produzieren, Ulrich Tukur will seinen nächsten „Tatort“ als Stummfilm inszenieren. Bleibt spannend.

Elbphilharmonie vorzeitig eröffnet

Hamburg. Am Montagnachmittag ist die Elbphilharmonie feierlich eröffnet worden. Die Kindertagesstätte „Die Notenzwerge“ lud zur musikalischen Schnitzeljagd durch das Parkhaus. Die Disziplin „Finde den nächsten U-Bahnhof“ konnte Erna Puvogel aus Rahlstedt für sich entscheiden. Besonders beeindruckt zeigten sich die Besucher vom Klimatisierungskonzept „Hamburger Luft“, das durch mannshohe Durchlässe an den Außenwänden gewährleistet wird. Auf dem Konzertprogramm des New York Philharmonic Orchestra standen unter anderem Doppelgriffläufe in Fingerhandschuhen. Die Ehrengäste, darunter Papst Franziskus und der amerikanische Präsident Barack Obama zeigten sich beeindruckt von der Virtuosität der Musiker.

Udo Lindenberg findet eigene Wohnung

Hamburg. Udo Lindenberg ist in ein Endreihenhaus in Volksdorf gezogen. Endlich habe er seine jahrelange Residenz, das Hotel Atlantic, verlassen können, teilte Lindenberg kurz vor dem Jahreswechsel mit. Seine Suite an der Alster habe er nur deshalb zum Kult verklärt, erläuterte der Rockstar, weil er seine Traumbleibe auf dem angespannten Hamburger Wohnungsmarkt partout nicht finden konnte. Während seiner aufreibenden Suche nach einem Heim schrieb Lindenberg aus Verzweiflung Verse wie „Ich will nicht an dich denken / will nicht wissen, wo du bist / Ich muss dich vergessen / auch wenn das die Hölle ist“, die jedoch von der Musikkritik als Liebeslied fehlinterpretiert wurden. Auch die Malerei mit Likör habe seine Stimmung nur für kurze Zeit aufhellen können, berichtete der 67-Jährige. Dass er jetzt bei der Endreihenhausbesichtigung mit 1543 weiteren Anwärtern den Zuschlag erhalten habe, hätte auch nur daran gelegen, dass er sich als Superman verkleidet habe. „Hier in der Nachbarschaft ist Hilfsbereitschaft besonders gern gesehen“, sagte der Vermieter. Lindenberg verkündete per SMS vom Hamburger Stadtrand aus: „Bin jetzt bisschen scholle, paar takte matrazen-horch-dienst. Dann checkedicheck: Häkelgardine aufhängen. Geilomat hier in Volksdorf. coolhausen. ahoi, tschüssikowski – udonautilus“.

Dietrich von Horn gewinnt Literaturnobelpreis

Hamburg. Er hatte selbst wohl nicht mehr damit gerechnet, doch nun ist Dietrich von Horn der gerechte Lohn zuteil geworden. Der Bargteheider Autor, der 2012 bereits den Roman-Wettbewerb des Hamburger Abendblatts für sich entscheiden konnte, ist jetzt auch mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet worden. Sogenannte Experten hatten wieder einmal auf Philip Roth oder Bob Dylan gesetzt, doch Horn konnte die amerikanische Konkurrenz mühelos auf Distanz halten. Die Stockholmer Jury zeigte sich begeistert vom Erzählton des 59-Jährigen, dessen Credo „Humor ist das Wichtigste“ künftig als Wasserzeichen der Ernennungsurkunde Eingang in die Nobelpreis-Historie finden wird.

Schauspielhaus startet mit „Dinner for One“

Hamburg. Etwas „ganz Großes“ wollte Intendantin Karin Beier in ihrer ersten Spielzeit an Deutschlands größtem Sprechtheater, dem Schauspielhaus, präsentieren. Sie entschied sich für eine Bühnenadaption des meistgesendeten Fernsehsketches, „Dinner for One“.

Zum 90. Geburtstag von Miss Sophie (Eva Mattes) wurden neben die üblichen Gäste die ehemaligen Schauspielhaus Intendanten Gustaf Gründgens und Peter Zadek platziert. So konnte Diener James (Ulrich Tukur) Gründgens vor allem mit „Faust“-Zitaten zum Trinken ermuntern „Es irrt der Mensch, solang er strebt, Prost“, rief er und bekam von Gründgens zur Antwort: „O glücklich, wer noch hoffen kann“ und „Hier bin ich Mensch, hier kann ich’s sein“. Darauf James: „Nun sag, wie hast du’s mit der Religion“ und Gründgens: „Uns ist ganz kannibalisch wohl, als wie fünfhundert Säuen!“ Zadek wurde schwarz angemalt und antwortete auf „Skol“, frei nach „Hamlet“, „Etwas ist faul im Staate Dänemark“ und „Mehr Inhalt, weniger Kunst“.

Nach einer Wasserschlacht im Bühnenboden und einer fünfstündigen Exkursion durch die griechische Mythologie zogen sich James, Zadek und Mattes ins Obergeschoss zurück. Gründgens gellte ihnen aasig hinterher: „Schwachheit, Dein Name ist Weib“. Das Publikum tobte. Ein Zwischenruf war zu hören, „Das also war des Pudels Kern“.