Im Uebel & Gefährlich liest der vielversprechende literarische Nachwuchs am Donnerstag aus seinen Werken. Und musiziert wird auch.

Doch, man kann schon sagen, dass die Lange Nacht der Hamburger Literatur ein gutes Programm aufbietet. Was nicht daran liegen muss, dass die Leute auf den Bühnen größtenteils weiblich sind, aber durchaus ein Schlaglicht wirft - viele der lesenswerten Neuerscheinungen in diesem Frühjahr stammen von Autorinnen. Auf der Ham.Lit 2013 lesen: Inger-Maria Mahlke, Tina Uebel, Silke Scheuermann, Lydia Daher, Friederike Gräff, Simone Kornappel, Monika Zeiner, Kerstin Preiwuß und Daniela Chmelik. Außerdem treten Tilman Rammstedt, Kevin Kuhn, Sascha Reh, Björn Kuhligk, Matthias Nawrat und Frank Spilker auf.

Letzterer ist Sänger bei der Rockband Die Sterne und hat jetzt sein erstes Buch geschrieben. Der Titel ist schon einmal geil sperrig: "Es interessiert mich nicht, aber das kann ich nicht beweisen". Es geht um den Alltagshelden Thomas Troppelmann, dem sein Leben so ziemlich über den Kopf wächst. Was hilft, ist nur noch die Flucht aus Hamburg. So halten es auch die Heldinnen in Daniela Chmeliks Debütwerk "Walizka", die einen Trip gen Osten machen, in die teilweise vom Krieg gezeichneten Städte, die früher hinter dem Eisernen Vorhang lagen. Chmeliks Roman hat vor allem in ihrer Geburtsstadt Hamburg schon viele Fans gefunden - zu Recht.

In Hamburg geboren ist auch die Wahlberlinerin Inger-Maria Mahlke. 2010 gewann sie den Klaus-Michael-Kühne-Preis für das beste Debüt beim Harbour-Front-Festival. "Silberfischchen" war ein Kammerspiel mit düsterer Anmutung, in dem die talentierte Schriftstellerin einen verbiesterten alten Mann und eine deklassierte Polin aufeinander losgehen ließ. Ein großes Lesevergnügen war das, und dies gilt auch für Mahlkes zweites Buch "Rechnung offen". Es spielt wieder in Berlin und dort in einem der Bezirke, die als Problemort identifiziert sind und das wirklich ganz pralle Leben einer Großstadt abbilden. In "Rechnung offen" begegnen wir einem kaufsüchtigen Arzt, seiner dicken, phlegmatischen und kiffenden Tochter, die im selben Haus lebt wie die Domina Manuela, die dort ihren Sohn Lucas großzieht. Überhaupt das Haus: Es ist der Haupthandlungsort des mit einiger Distanz aufgeschriebenen Romans, in dem eigentlich alle aufgehört haben zu träumen. Man wurschtelt sich so durch den Tag, aber sein Leben findet man größtenteils scheiße.

Im Haus wohnen auch die Dealer, die Ebba, die Tochter des Arztes Claas, mit Dope versorgen. Außerdem eine alte Dame, die schon längst in ihrer eigenen Welt lebt, in der ihr schadhaftes Gehirn ihr eine Gegenwart vorgaukelt, die lange her ist. Die Wirklichkeit in Inger-Maria Mahlkes Roman "Offene Rechnung" ist trostlos, und dann kann auch noch das Unglück über sie hereinbrechen. Zu sagen haben sich die Einzelkämpfer nichts. Musik gibt's auf der Ham.Lit übrigens auch: von 206 und Jeans Team.

Ham.Lit Do 7.2., 19.30, Uebel & Gefährlich (U Feldstraße), Feldstr. 66, Eintritt 16,-/erm. 12,-; www.hamlit.de