Heinze wurde zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und zehn Monaten verurteilt. Rechtsanwalt Benoit hat Revision eingelegt.

Gerd Benoit, Rechtsanwalt der zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und zehn Monaten verurteilten ehemaligen NDR -Fernsehspielchefin Doris Heinze, ist optimistisch, die Strafe seiner Mandantin drücken zu können. "Wir rechnen uns durchaus Chancen aus", sagt er. Benoit ist deshalb beim Bundesgerichtshof (BGH) gegen das Urteil des Landgerichts Hamburg in Revision gegangen. Er hält eine vergleichsweise geringe Geldstrafe für angemessen. Voraussetzung dafür ist, dass die Richter sich Benoits Auffassung anschließen, Heinze sei keine Amtsträgerin gewesen. Mit dieser Argumentation war er vor dem Landgericht gescheitert, das die Funktion seiner einst beim NDR beschäftigten Mandantin durchaus mit der einer Beamtin gleichsetzte. Dabei verwies es auf ein Urteil des BGH, das in dem wegen Korruption verurteilen ehemaligen HR -Sportchef Jürgen Emig ebenfalls einen Amtsträger sah. Die Hamburger Richter, sagt Benoit nun, hätten übersehen, dass der BGH betont habe, dass in dieser Angelegenheit jeder Fall einzeln zu beurteilen sei. So könne man den Fall Emig nicht mit dem Fall Heinze vergleichen: Ein öffentlich-rechtlicher Sportchef müsse darauf achten, dass auch weniger attraktive Sportarten im Fernsehen gezeigt werden. Eine vergleichbare Verpflichtung habe seine Mandantin nicht gehabt. Benoit räumt allerdings ein, dass er nicht in Revision gegangen wäre, wenn die Staatsanwaltschaft, die für Heinze eine Haftstrafe von drei Jahren gefordert hatte, dies nicht bereits kurz nach Urteilsverkündung getan hätte.

Volker Thormählen, frisch gebackener Direktor des NDR -Landesfunkhauses Kiel, bleibt einstweilen auch Hörfunkchef an der Förde. Ein Nachfolger für ihn ist bislang noch nicht gefunden. Dass der NDR die Stelle überhaupt nachbesetzen will, gilt als bemerkenswert. Längst ist man in der ARD der Auffassung, dass im Multimedia-Zeitalter eine inhaltliche Trennung von Radio, Fernsehen und Online nicht mehr zeitgemäß ist. Diese Ansicht hat sich eigentlich auch im NDR durchgesetzt: So ist im Landesfunkhaus Mecklenburg-Vorpommern Joachim Böskens für Hörfunk und Fernsehen verantwortlich. Das Funkhaus in Schwerin nehme im NDR "eine Vorreiterrolle" ein, sagt nun ein Sendersprecher. Man müsse die Erfahrungen dort erst auswerten. NDR-Mitarbeiter haben dagegen eine andere Erklärung für die geplante Neubesetzung des Postens eines Hörfunkchefs in Kiel: Der Sender habe bereits Mut bewiesen, indem er den als "Schwarzen" geltenden Thormählen im SPD -regierten Schleswig-Holstein zum Landesfunkhausdirektor gemacht habe. Da aber auch Fernsehchef Norbert Lorentzen ein "Schwarzer" sei, benötige man auf der Führungsebene in Kiel zumindest noch einen "Roten". Deshalb könne der Posten des Hörfunkchefs nicht aufgegeben werden. Der Sendersprecher bestreitet dagegen, dass diese Entscheidung etwas mit politischen Farbenspielen zu tun hat.

Die Chancen für einen gemeinsamen Jugendkanal von ARD und ZDF sind offenbar etwas gestiegen. Allerdings hatte sich der Intendant des Bayerischen Rundfunks Ulrich Wilhelm, als er sich am Donnerstag gemeinsam mit seinem Amtskollegen vom ZDF Thomas Bellut für ein solches Projekt aussprach, vorab nicht mit den anderen ARD-Intendanten abgestimmt. Unter ihnen ist das Vorhaben umstritten. Die amtierende ARD-Vorsitzende Monika Piel lehnt es ab. NDR -Intendant Lutz Marmor hingegen, der zum Jahreswechsel den ARD-Vorsitz übernimmt, lässt ausrichten, er halte "es für sinnvoll, die Kräfte von ARD und ZDF zu bündeln, wenn es um die jungen Zuschauer geht". In Senderkreisen heißt es, Marmor sei ein Befürworter eines Jugendkanals von ARD und ZDF.