Hamburgs Kultursenatorin kommentiert Lieben-Seutters Einschätzung nur indirekt. Wichtig sei es jetzt, die Projektstruktur neu aufzustellen.

Hamburg. Gut einen Monat, bevor er das erste "Elbphilharmonie-Konzert" dieser Spielzeit in der Laeiszhalle präsentiert, sorgt Generalintendant Christoph Lieben-Seutter mit einer Äußerung für Irritationen.

"Jetzt ist die Elbphilharmonie sowieso einmal als Lachnummer um die Welt gegangen", sagte der Konzerthausmanager in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dapd über Hamburgs umstrittenste Großbaustelle. Er habe das Planen für die Eröffnung aufgegeben. "Du kannst sie einmal verschieben, dafür hat jeder Verständnis, das passiert fast überall - dass sie sich ein zweites Mal verschiebt, ist schon großes Pech, aber du kannst sie nicht drei-, vier-, fünfmal verschieben." Glücklicherweise habe sein Team immer rechtzeitig die Notbremse gezogen.

Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos) kommentierte Lieben-Seutters Einschätzung nur indirekt. Die Verhandlungen mit dem Konzern Hochtief "erfordern unsere volle Konzentration", sagte sie dem Abendblatt. "Daher konzentrieren wir uns darauf, die Projektstruktur so neu aufzustellen, dass wir die Elbphilharmonie erfolgreich fertigstellen können." Derzeit geht die Stadt Hamburg von einer Fertigstellung frühestens im Sommer 2015 aus. Wann die Eröffnung stattfindet, dazu will man sich nach mehreren Termin- und Preiskorrekturen lieber nicht mehr festlegen. Möglich wäre sie theoretisch entweder in der ersten Hälfte des Jahres 2016 oder aber zu Beginn der nächsten regulären Spielzeit, also im Herbst 2016. Wären nicht immer wieder Probleme bei der Planung, beim Bau und bei den Kosten aufgetaucht, würde in diesem Herbst bereits die zweite Spielzeit in dem Konzerthaus auf dem Kaispeicher A beginnen.

Lieben-Seutter war bis 2007 in Wien tätig, wo er das Konzerthaus leitete, eines der beiden Traditionshäuser der klassischen Musikmetropole. Sein Vertrag in Hamburg läuft bis 2015. "Unser Daseinszweck ist die Elbphilharmonie, aber unsere tägliche Arbeit gilt derzeit voll und ganz der Laeiszhalle", sagte er jetzt. Das 1908 eröffnete Haus werde "unter Wert verkauft". Dennoch seien die beiden Häuser, für deren Bespielung er eines Tages aktiv verantwortlich sein wird, nicht vergleichbar: "Wenn die Elbphilharmonie das wird, was versprochen wurde, und das werden wir erst sehen, wenn wir drinsitzen, dann wird sie weltweit ganz vorne mitspielen", sagte Lieben-Seutter. "Das Wichtigste an ihr ist, dass sie viel mehr ist als ein Konzerthaus." Sie werde ein architektonisches Wahrzeichen sein. "Wir rechnen mit Millionen von Besuchern."

Unterdessen hat die Kulturbehörde auf Abendblatt-Anfrage erklärt, dass die weiterhin anfallenden "Vorlaufkosten" für die Elbphilharmonie von 3,5 Millionen Euro pro Jahr nicht durch Sparmaßnahmen im Kulturetat erbracht werden müssen. Allerdings warnen die Grünen in der Bürgerschaft vor Einschnitten im Kulturbereich.