Aufstand im Schlaraffenland beim Portland Open Air mit Deichkind, Peaches und Supershirt am 25. August auf dem Hamburger Großmarkt.

Hamburg. Ob die Bandmitglieder von Deichkind diesmal statt der Bierdusche mit Bananen schmeißen? Angesichts des Ortes ihres Open-Air-Konzerts wäre so eine Aktion der Remmidemmi-Combo nicht überraschend: Das Hamburger Hip-Hop-Electro-Kollektiv steht am 25. August vor den Großmarkthallen in Hammerbrook auf der Bühne. Portland Open Air heißt das neue Festival, das die Betreiber des Uebel & Gefährlich in diesem Jahr zum ersten Mal veranstalten und das nach ihrem Willen in Zukunft jedes Jahr in Innenstadtnähe 20 000 und mehr Besucher anziehen soll. Nachdem schon die Harley Days vor einigen Wochen hier ein neues Domizil gefunden hatten, wird das Gelände, an dem jährlich 1,5 Millionen Tonnen Obst und Gemüse umgeschlagen werden, nun als Konzertstätte genutzt.

Dass hier Rock und Pop von einer großen Bühne tönen, ist indes kein Novum. In dem Bemühen, immer neue attraktive Orte für Open-Air-Konzerte zu finden, hatten Konzertveranstalter den asphaltierten Platz bereits 1993 und 1994 für sich entdeckt. Im Juni 1993 tanzten 20 000 junge Leute zu Metal und Crossover von Faith No More, Anthrax, Suicidal Tendencies und Rage Against The Machine ausgelassen Pogo, und das bei Temperaturen von mehr als 30 Grad. Aber bei der großen Hitze erwies sich der Asphalt als nur suboptimaler Bodenbelag. Ein Jahr später kamen noch einmal 17 000 Zuschauer auf das Großmarktgelände, allerdings ging es bei Meat Loaf und Bonnie Tyler im Vorprogramm nicht ganz so wild zu wie noch 15 Monate zuvor.

+++ Deichkind im Gespräch +++

In diesem Jahr soll also Deichkind zwei Wochen nach dem Dockville-Festival die Massen wieder in die Hafengegend losten. Allerdings hat die Band an diesem Wochenende fette Konkurrenz auf der Trabrennbahn in Bahrenfeld: Im Rahmen des von FKP Scorpio veranstalteten Kultursommers treten Die Ärzte dort am Freitag und am Sonnabend auf. Einen Tag später geht dort auch noch das Jubiläumskonzert von Grand Hotel Van Cleef mit Tomte, Kettcar und der Hansen Band über die Bühne. Angesichts der Schnittmenge zwischen diesen Bands nehmen sie sich an diesem Wochenende wohl gegenseitig Zuschauer weg. Für die Band um Philipp, Porky und Ferris MC ist das Portland Open Air jedoch nur ein willkommenes Zubrot, die Deichkinder haben in diesem Jahr bereits eine Menge an Festivals als Headliner oder Co-Headliner gespielt, unter anderem zu Pfingsten bei Rock am Ring und Rock im Park. Im November starten sie außerdem in Kiel zum zweiten Teil ihrer diesjährigen Hallentournee.

In diesem Jahr hat für die ursprünglich aus Bergedorf stammende Band eine neue Zeitrechnung begonnen - das Jahr 1 nach der Zitze nämlich. Das war einige Jahre lang das Bühnenungetüm, von dem aus die in grellen Neonplastikklamotten kostümierten Deichkind-Performer ihre anarchischen Späße trieben. In diesem Jahr wurde die Zitze von computergesteuerten sogenannten Omnipods abgelöst, das sind zwei Dutzend Türme und Podeste in unterschiedlicher Höhe, auf der die Band agiert. Entworfen und gefertigt wurde das neue Bühnenbild von Henning Besser alias DJ Phono und seinem Freund Stefan Hübner, einem Entwicklungsingenieur. Sie sind die neue Spielwiese, auf der sich die Rapper und Tänzer austoben dürfen, Hüpfburg und Schlauchboot aus älteren Produktionen sind immer noch beliebte Show-Utensilien. Mit "Leider geil" und "Bück dich hoch" hat die Combo auch zwei neue Ohrwürmer, die inzwischen in jeder Dorfdisco zum guten Ton gehören.

Zu einem ordentlichen Headliner gehört auch ein anständiges Vorprogramm. Die oft schwierige Aufgabe, Leben in die Bude zu bringen, teilen sich Supershirt, eine Formation des Electro-Labels Audiolith, und Peaches. Gerade bei diesem Pfirsich muss man keine große Angst haben, dass sie das Publikum nicht aufmischt. Die kanadische Electroclash-Künstlerin mit Wohnsitz in Berlin ist eine gnadenlose Rampensau. In ihrem roten Latexhöschen und mit ihrer Kodderschnauze ist sie Gestalt gewordene Provokation. Da werden schon die Fetzen fliegen, bevor die Deichkinder ihre leuchtenden Pyramidenhüte überhaupt aufgesetzt haben.

Portland Open Air Sa 25.8., 17.00, Großmarkt Hamburg (S Hammerbrook); Amsinckstraße, Karten zu 39,95 im Vorverkauf; www.portland-hamburg.de