Generalmusikdirektorin und Opernchefin Simone Young schweigt in Hamburg zu ihren Abschiedsplänen 2015 - in Wien spricht sie jedoch darüber.

Hamburg. Simone Young geht. Doch wer kommt? Und wann? Mit der Ankündigung, ihren Vertrag nach 2015 nicht noch weiter zu verlängern, hat die Hamburger Generalmusikdirektorin und Opernchefin Simone Young der Kulturbehörde und Kultursenatorin Barbara Kisseler neben der Elbphilharmonie-Misere und der Strukturreform der Museumsstiftungen ein weiteres massives Problem beschert.

In Hamburg wollte Young sich zu ihrem Abschied nicht äußern, in Wien, wo sie an diesem Wochenende Strauss' "Daphne" in der Staatsoper dirigiert, gab sie der österreichischen Nachrichtenagentur APA jedoch ein Interview.

Simone Youngs langer Abschied: 2015 ist Schluss

Nach den Hamburger Erfahrungen könne sie sich eine weitere Intendanz gar nicht vorstellen, sagte Young. "2015 werde ich 54, das finde ich eigentlich einen sehr schönen Zeitpunkt, sich mehr Zeit für sich zu nehmen, zum Lesen, zum Nachdenken. Davon, irgendwo ein Orchester zu leiten, musikalischer Chef zu sein, wird man wahrscheinlich nicht mehr wegkommen. Aber ich will nicht mehr die ganze Verantwortung tragen."

Auf die Frage "Planen Sie persönlich bereits über 2015 hinaus?" antwortete Young: "Nein. Wir wissen auch noch gar nicht, wo wir wohnen werden. Wir schwanken zwischen Oxford und Südfrankreich. Aber das ist alles Zukunftsmusik. Nachdem ich so lange so weit im Voraus alles festzulegen hatte, finde ich es ganz schön, dass ein bisschen Nebel über dem Kalender liegt."

Auch zu ihrer Einstellung zu Regiefragen gibt Young in dem Gespräch einen Kommentar ab, da die Wiener "Daphne"-Inszenierung psychoanalytisch deutend angelegt sei: "Vergessen Sie nicht, ich leite ein deutsches Opernhaus. Psychoanalytische Produktionen sind mir daher nicht fremd. Und speziell in Hamburg versteht man sich als eine Regiestadt, eine Theaterstadt."

Weiter heißt es: "Womit ich nichts anfangen kann, ist eine Regie, die ein Stück zerstückelt, die mitten in einem Akt plötzlich fremde Werke einführt und so. Was ich möchte, ist anspruchsvolle Personenregie, Konzepte, die nicht nur erzählen, sondern auch interpretieren und ein Mitdenken des Publikums verlangen."

Eine Frage beschäftigt sich mit den Verzögerungen beim Bau der Elbphilharmonie und der Wahrscheinlichkeit für Young, dort noch als Hamburger Generalmusikdirektorin auftreten zu können. Youngs Antwort: "Ich bin von Natur aus optimistisch, deshalb wünsche ich mir, dass wir 2014/15 drinnen spielen werden, denn Christoph Lieben-Seutter und ich haben sehr schöne Pläne. Aber wir hatten auch sehr schöne Pläne für 10/11, 11/12 und 12/13, und es ist aus allen leider nichts geworden. Es wird fertig sein, wenn es fertig ist. Wenn ich dann nicht mehr da sein sollte, ist es zwar schade, aber ich bin in der privilegierten Situation, auch in anderen sehr schönen Konzertsälen auftreten zu können."