Bis zur Schließung des Museums am Sonnabend schwelgen Fans der Band noch ein letztes Mal in Nostalgie. Was wird nun aus der Sammlung?

Hamburg. Olga und Valentin stehen vor der großen Sergeant-Pepper-Kulisse in der Beatlemania und fotografieren sich gegenseitig. Am Vorabend sind sie aus Moskau nach Hamburg gekommen, der erste Programmpunkt auf ihrer Sightseeing-Liste ist das Beatles-Museum am Nobistor. "Wir haben unsere Reise schon vor einem halben Jahr geplant und sind froh, dass wir das Museum überhaupt noch besichtigen können", erzählt die 28-Jährige, die ein T-Shirt mit verschiedenen Beatles-Motiven trägt. "Es ist sehr schade, dass Beatlemania schließt. Es gibt so viele interessante Details zu sehen", sagt die junge Russin. Das findet auch Manfred Karl. Der Rentner aus Halstenbek wollte sich die Ausstellung schon lange mal ansehen; nachdem er von der Schließung gehört hat, ist er kurz vor Ultimo auf den Kiez gefahren, um in Nostalgie zu schwelgen.

Nachdem vor vier Wochen veröffentlicht wurde, dass Betreiber Folkert Koopmans die Beatlemania aufgrund fehlenden Besucherinteresses zum 30. Juni schließen wird, brummt es am Kassenhäuschen. Denn nun kommen außer den Touristen auch viele Hamburger, um sich von der Magie der Beatles einfangen zu lassen. Vergangenes Wochenende allein 1500 Besucher, so viele wie noch nie in den letzten drei Jahren. "Wir mussten die Kasse sogar doppelt besetzen", sagt Beate Schulz, die nach der Eröffnung der Beatlemania im Mai 2009 fast von Anfang an dabei ist und viele der Beatles-Touren als Führerin geleitet hat. "Es ist nicht nur schade, dass man keinen Erinnerungsort mehr an die Beatles hat, in Zukunft fehlt auch etwas, das von dieser besonderen Atmosphäre auf dem Kiez in den 60er-Jahren erzählt."

+++ Beatlemania-Gründer macht Stadt schwere Vorwürfe +++

Besonders beeindruckend ist die Kulisse der Großen Freiheit 36, die im fünften Stock der Beatlemania aufgebaut ist. Neonlichter locken ins Indra, Tabu und Bambi-Kino. "Tanzpalast der Jugend" heißt es auf dem Schild des Kaiserkellers; der Eingang des 1970 geschlossenen Star-Clubs ist auf einem grobkörnigen, großformatigen Foto zu sehen. Auf einer Litfaßsäule kleben Bandplakate, in den verglasten Vitrinen und Schaufenstern hängen Setlisten von Auftritten, Gagenabrechnungen der Beatles und ihre Verträge mit Bruno Koschmider, der sie 1960 von Liverpool nach Hamburg holte. Ein Bier kostete damals im Indra 1,17 Mark, auf der Getränkekarte stand Danziger Goldwasser, heute nur noch im Spirituosenfachhandel zu bekommen. Die Informationstafeln beschreiben sehr detailliert, wo Lennon, McCartney und Co. damals ihre kargen Gagen verdienten, und geben Aufschluss über den Beginn der Beatmusik in Hamburg.

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"Als ich hier vor zwei Jahren angefangen habe zu jobben, wusste ich kaum etwas von den Beatles. Aber jetzt habe ich eine sehr emotionale Bindung zu der Band bekommen", sagt Johannes Kahlau, 25, einer der 20 Aushilfskräfte, die hier arbeiten. Die Schließung des Museums empfindet der Student als "Desaster". Nachdem die Belegschaft über das Ende des Museums informiert worden war, drehte sie ein Video mit dem Titel "Dear Paul", stellten es auf YouTube ins Internet und baten darin den Beatles-Bassisten Paul McCartney um Unterstützung. "Leider haben wir nichts von McCartney gehört", sagt Isabel Lissner, 22, die im zweiten Stock im Café von Beatlemania jobbt. "Jetzt, wo das Haus geschlossen wird, kommen alle her. Das ist sehr schade."

Die Exponate gehen an die Sammler zurück, die der Beatlemania ihre Stücke zur Verfügung gestellt haben. In der kommenden Woche kommen dann Vertreter der Beatles-Museen in Liverpool und in Halle, um zu sichten, ob sie zum Beispiel die Kulisse der Großen Freiheit in ihren Häusern ausstellen können. Olga und Valentin, die beiden russischen Beatles-Fans, machen indes schon neue Reisepläne. "Liverpool kommt als nächstes." Aber vorher wollen sie noch auf Beatles-Spurensuche in Hamburg gehen. Und Vinylplatten kaufen. Nur von den Beatles natürlich.