Heute kommt eine Dokumentation über die Boxer Vitali und Wladimir Klitschko in die Kinos. Das Abendblatt sprach mit Wladimir über den Film.

Hamburg. Im Tiroler Promi-Hotel Stanglwirt bereitet sich Wladimir Klitschko noch bis zum 26. Juni auf den größten Kampf seiner Karriere vor, der am 2. Juli in der Hamburger Imtech-Arena gegen den britischen WBA-Weltmeister David Haye, 30, angesetzt ist. Pünktlich zu diesem Kampf kommt ein Dokumentarfilm über Vitali und Wladimir Klitschko in die Kinos, der zwei Jahre im Leben der Schwergewichtschampions zeigt. Das Abendblatt sprach mit Wladimir Klitschko über den Film.

Herr Klitschko, kommt der Film nicht zum falschen Zeitpunkt? Immerhin stehen Sie vor dem größten Kampf Ihres Lebens. Hätte der nicht in den Film hineingehört?

Ich weiß nicht, ob es einen richtigen Zeitpunkt geben kann. Haye hat den Kampf ja schon zweimal platzen lassen. Andererseits weiß niemand, ob in einem Jahr nicht ein noch größerer Kampf kommt. Ich halte den Zeitpunkt für gut, weil der Film einerseits Zuschauer für den Kampf generiert, andererseits werden viele Menschen, die den Kampf schauen, danach auch ins Kino gehen, um den Film zu schauen. Beides bedingt einander.

Sie sind 35 Jahre alt. Wie ist es, wenn in so einem Alter bereits das eigene Leben auf einer Leinwand vorüberzieht?

Darüber habe ich mir keine Gedanken gemacht. Der Film ist ja nicht unbedingt autobiografisch angelegt, er zeigt vor allem einen Ausschnitt von zwei Jahren, mit Rückblenden auf die Vergangenheit. Ich konnte mir das ganz entspannt anschauen, obwohl man mit sich selbst immer sehr kritisch umgeht, wenn man sich im Fernsehen oder eben auf der Leinwand sieht.

Und was hält der Kritiker Klitschko vom Darsteller Klitschko?

Mich interessieren eher die Reaktionen des Publikums. Der Film ist ja etwas kompliziert, weil mehrere Sprachen in Originalversion vorkommen und man sich durch Untertitel kämpfen muss. Dennoch ist niemand rausgegangen. Und dass wir am Ende Applaus bekommen haben, war eine schöne Belohnung.

Es gibt eine Szene im Privathaus des Promoters Don King, der Sie am Anfang Ihrer Karriere gern unter Vertrag genommen hätte. Wieso wurde dort gefilmt, obwohl längst nicht klar war, dass Ihr Leben mal einen Film wert sein würde?

Diese Szene hat ein Bekannter von uns mit einer Handkamera gefilmt, um den Moment zu dokumentieren. Man sieht deutlich, dass es Amateuraufnahmen sind. Die Szene im Film stammt übrigens aus YouTube, denn das Original existiert nicht mehr. Es gab ein paar Szenen, die auch für mich überraschend waren, weil ich nicht wusste, dass davon bewegte Bilder existieren.

Sehr eindrucksvoll ist die Passage, in der erzählt wird, wie nah Ihre Familie das Reaktorunglück von Tschernobyl erlebt hat. Was ging in Ihnen vor, als Sie von der Katastrophe in Fukushima erfuhren?

Ich dachte nur: Das kommt mir sehr bekannt vor, das habe ich alles schon selbst erlebt. Die Menschen in der Ukraine leiden noch immer unter Tschernobyl, Krebs ist die am weitesten verbreitete Krankheit. Atomunglücke werden uns noch 1000 Jahre beschäftigen. Selbst wenn wir keine Kernkraftwerke mehr haben, ist der Müll ein Riesenproblem. Darüber sorge ich mich.

Erstmals treten auch Ihre Eltern in der Öffentlichkeit auf. Ihr Vater schildert seine Krebserkrankung, die wohl Folge des Tschernobyl-Unglücks war. Ihre Mutter spricht offen über ihre Ängste, weil ihre Söhne Profiboxer sind.

Jede Mutter hat Angst um ihre Kinder. Unsere Eltern kommen niemals live zu Kämpfen. Mein Vater schaut sie im Fernsehen und sagt meiner Mutter, was passiert ist. Danach rufen wir sie an und beruhigen sie.