Zur Eröffnung des ambitionierten finnischen Rantakala-Festivals gab sich die Jam-Band von Jimi Tenor und Tony Allen im Gruenspan lässig.

Hamburg. Ahnungslose rieben sich die Augen: War Rantakala womöglich doch ein Wort aus der Wolofsprache? Oder hatte man sich im Ort geirrt? Zur Eröffnung des großflächigst beworbenen Elbphilharmonie-Festivals mit finnischer Musik am Sonnabend im Grünspan spielte eine achtköpfige Band, die zu drei Vierteln aus Schwarzafrikanern bestand. Auch die beiden Anstandsfinnen klangen bei geschlossenen Augen eher nach Fela Kuti und Juju-Sounds. Jimi Tenor, der lässige, weißblonde Bandleader, blies schön quäkig das Saxofon, sang im Falsett, flötete und entlockte einem uralten Moog herrlichste Retro-Sounds. Auch Kalle Kalima imprägnierte sein Gitarrenspiel mit Pigmenttönen afrikanischer Musik: häufige Tonwiederholungen und heitere, dreiklangsnahe melodische Figuren. Wenn er mal solo spielte, brannte allerdings gleich die Hütte.

Die Kollegen ließen es dagegen eher gemütlich simmern. So richtig heiß wurde diese Musik, deren Riffs und Themen oft von Daniel Allen Obertos Trompete und Tenors Tenor vorgestellt wurden, auch nach anderthalb Stunden nicht. Mancher Song klang wie aus der Entwurfsschublade von Frank Zappa selig, ohne dass jemand dessen manische Perfektion auch nur im Ansatz anzustreben schien. Dazwischen gab es Anklänge an Reggae und Dub.

Der Frontmann Allonymous zeigte ekstatische Tanzbewegungen und schloss den Kontakt zum Publikum kurz. Das ließ sich aber nur begrenzt in Wallung bringen. Der 70-jährige Tony Allen, Schlagzeug-Legende aus der Band Fela Kutis, gab als Co-Leader mit seinem offenen und unorthodoxen Spiel viel Raum für die kleinteiligeren Rhythmen aus Conga, Bongos, Talking-drum und Kalebasse. Ein Meister des luftigen Grooves und der Übersicht, auch der Kunst des Weglassens.

Wenn diese sympathische Band, die sich übersteigerten Probeneifer nicht nachsagen lassen muss, den Ton vorgibt auch für die weniger kosmopolitischen Spielarten finnischer Musik, dann stehen uns entspannte Tage voller Selbstironie, Spaß und Tiefstapelei auf der Bühne bevor.