Unter der künstlerischen Leitung von Tausendsassa Jimi Tenor erlebt Hamburg im Februar eine Woche lang die besten Musiker aus Helsinki.

Helsinki. Finnen reden wenig, haben einen schrägen Humor und lieben die Musik? Jimi Tenor, 45, ist der beste Beweis dafür, dass an diesem Klischee was dran ist. Der Soundbastler und Performancekünstler ist schon als Hase im Glitzerkostüm auf der Bühne herumgehopst, hat auf Staubsaugern und Bohrgeräten konzertiert und kann Techno, Klassik-Remix und Afrobeat. Der geniale Kauz heißt bürgerlich Lassi Lehto. In Europa wird er ebenso geliebt wie in den USA oder Japan. Kein Wunder, dass die Elbphilharmonie ihn zum Künstlerischen Leiter des Finnen-Festivals "Rantakala" erkor, das vom 12. bis 19. Februar auf dem Kiez stattfindet.

Strähnige Andy-Warhol-Gedenkfrisur, dazu passende Brille. Tenor nuschelt, macht sehr lange Pausen beim Sprechen und kichert manchmal meckernd in sich hinein. Etwa bei der Frage nach dem Namen "Rantakala" (Strandfisch). "Ich habe keine Ahnung, woher die Idee kommt. Von mir jedenfalls nicht! Bei Rantakala geht es ja ums Fischfangen und Am-Strand-Grillen. Vielleicht passt es, weil Hamburg auch am Fluss liegt?" Tenors Offenheit ist erfrischend. Die sonst üblichen PR-Phrasen gibt's bei ihm nicht. "Och, nö, ein straffes Konzept hatte ich eigentlich nicht. Es war schon viel Zufall dabei. Und eine repräsentative Auswahl zu treffen ist sowieso schwer - dazu sind die Musiker hier zu unterschiedlich."

Eine typisch finnische Untertreibung für die unglaubliche Vielfalt des Musiklebens in Helsinki. Spitzeninterpreten verschiedenster Stilrichtungen finden sich in der überschaubaren Metropole mit ihren 600 000 Einwohnern buchstäblich an jeder Straßenecke. "Rantakala" gibt nun einen Einblick in diese faszinierend reiche Landschaft, ihre starken Persönlichkeiten und eigenwilligen Traditionen.

Jimi Tenor selbst - der gestern im passenden Ambiente des Fischmarkt-Bistros am Hafen mit dem Elbphilharmonie-Intendanten Christoph Lieben-Seutter das Programm vorstellte - eröffnet das Festival mit dem legendären Afrobeat-Drummer Tony Allen am 12. Februar im Gruenspan. Beim Abschlusskonzert eine Woche später im Docks tritt er dann mit dem famosen UMO Jazz Orchestra und dem Geiger Pekka Kuusisto auf. Kuusisto, ein phänomenaler Musiker, tanzt am liebsten auf der Grenze zwischen Genie und Wahnsinn. Neben einem Abend mit dem Ensemble Resonanz lädt er auch zu einer Elektroniknacht mit Jimi Tenor im Uebel & Gefährlich. Das junge Streichquartett Meta4 (13.2.) spielt Musik großer Finnen von Sibelius bis Kaipainen.

Und der Experimentalakkordeonist Kimmo Pohjonen begleitet mit seiner Musik leibhaftige Ringkämpfer (18.2.). "Im Nordwesten von Finnland, wo er herkommt, ist das eine lange Tradition", erklärt Tenor. "Es heißt, die Musik wäre dazu da, um die Furzgeräusche der Ringer zu überdecken."