Die Fernsehserie “Dallas“ wird neu aufgelegt. Doch das Erfolgsprinzip der einstmals so beliebten US-Reihe ist in die Jahre gekommen.

Schon einmal hatte der Kapitalismus nicht den allerbesten Ruf. 1929, im Jahr der Weltwirtschaftskrise. Schwarzer Freitag und so. Nach dem Zweiten Weltkrieg jedoch erholten sich die Industrienationen. Und etwa 33 Jahre später, 1978, lebte uns im Epizentrum des Kapitalismus das Personal einer amerikanischen TV-Serie vor, um was es wirklich geht: um Geld, um Öl (ergibt noch mehr Geld), Rinder (Steak noch blutig = besonders männlich), um Sex und Intrige. Kurz: "Dallas".

Zum Glück macht Geld allein nicht glücklich, und so wurde sich in 356 Folgen und 13 Staffeln, bis 1991 das Licht ausging, betrogen, über und auf den Tisch gezogen, Whiskey gekippt, Zigarre geraucht, übermäßig viel Schulterpolster getragen und viele Dosen Haarspray verbraucht. Verschwendung von allem war das Motto. Das Öl sprudelte sinnbildlich für die übersteigerten Gefühle der Protagonisten, die ein Zuviel von allem erzeugt.

"Dallas"-Zeit war in deutschen Haushalten heilig. 21.45 Uhr, dienstags. In Schlafanzug schauten Mama, Papa, die Tochter, und sogar der kleine Sohn durfte erleben, wie J.R. erst Bruder Bobby um sein Erbe erleichtert und sich dann auch noch an dessen depressive Frau Pam ranmacht. Aber das waren auch die 80er-Jahre. Aus den USA schwappte der Film "Wall Street" herüber, fies sein und das Streben nach dem großen Geld waren gesellschaftlich anerkannte Handlungsmotive. Kapitalismus at its best.

Nun kehrt "Dallas" zurück. Der US-Sender TNT plant eine Fortsetzung der stilbildenden Ur-Mutter aller Serien und verkündete jetzt die Zusage von Larry Hagman alias J.R., Patrick Duffy als "Bobby" und Linda Gray, besagte vom Pech verfolgte "Sue Ellen". Zumindest für den Pilotfilm sind die gealterten 80er-Ikonen gesetzt. Bleibt die Frage: Wie wird der "Dallas"-Zeitgeist in unserer Post-Finanzkrisen-Epoche ankommen? Wird J.R. Devisengeschäfte verdammen und seiner wahrscheinlich inzwischen 40 bis 50 Jahre jüngeren Geliebten ewige Treue schwören? Und wird derselbige, inzwischen für Solarenergie werbende, Larry Hagman im "Oil-Barons-Club" nur noch vegetarisch speisen? Das wäre wenigstens Jonathan-Safran-Foer-mäßig zeitgemäß. Die Southfork-Ranch müsste ein Solardach zieren und Sue Ellen statt Aerobic am Pool ihre Yogaübung auf ungedüngten Wiesen machen.

Im Mittelpunkt aber werden die Söhne von Bobby und J.R. stehen: John Ross, gespielt von Josh Henderson, bekannt aus "Desperate Housewives", und sein Cousin Christopher, Justin Hartley, aus "Smallville", der Superman-TV-Serie. Wer von beiden den Guten und Bösen gibt, ja, das vererbt sich wohl. Auch die Frauensache. Es wird sich um eine Frau gestritten namens Elena (Jordana Brewster). Alles beim Alten also.

Die neue Serie ist bereits der vierte Versuch, die Legende "Dallas" wiederzubeleben. Die Kinder von damals sind jedenfalls aus dem Haus, Serien gucken sie höchstens noch auf DVD. Ihre Stars haben Krebs und sind pleite wie Walter White in "Breaking Bad", und Macht und Männlichkeit wird ironisiert wie in "Mad Men". Gut, dass Miss Ellie das nicht mehr erleben muss.