Werner Bartsch zeigt in der Flo Peters Gallery stillgelegte Helden der Lüfte, aufgenommen vor einer beeindruckenden Wüstenkulisse.

Kein Mensch, nirgends. Auch kein Tier, jedenfalls keins aus Fleisch und Blut. Die "Desert Birds", die Werner Bartsch in seinen großartigen Aufnahmen aus der Wüste des amerikanischen Südwestens in der Flo Peters Gallery zeigt, sind keine rare Spezies aus der Vogelwelt. Der Hamburger Fotokünstler, der sonst für Werbe- und Magazinaufträge rund um die Welt jettet, durfte in einem vor der Öffentlichkeit streng abgeschirmten Gelände Flugzeuge fotografieren. Manche sind intakt und stehen in ewig scheinender Warteposition.

Die meisten aber befinden sich in unterschiedlichen Stadien der Dekomposition. Ausgeweidete Kreaturen, die einst der Traum des Menschen vom Fliegen entwarf und gebar - Propellermaschinen, Frachtflugzeuge, Jumbojets, sogar die Air Force One von Dwight D. Eisenhower. Vielfach versehrt, ohne Türen und Fenster, mit abmontierten Nasen, Seitenrudern oder Flügeln, die Düsenflächen verklebt, stehen sie im Wüstensand. Doch ihre schlanke, lufthungrige Gestalt scheint nichts dringender zu ersehen als das Abheben in den endlosen Himmel, der sich wie eine unwiderstehliche Einladung über ihnen und der Wüste wölbt. Man darf diese blendenden Fotografien als Meditationen über die Vergänglichkeit lesen, als moderne Erinnerung an die Vanitas von Mensch und Technik.

Die Wüste - ein futuristischer Friedhof für ausgeweidete Flugzeuge

Einige Aufnahmen brechen das Einsam-Heroische des beschädigten Flug-Individuums - sie laden das Auge zu einer Irrwanderung über ein Terrain, das wie ein chaotischer Schrottplatz von lose herumliegenden Einzelteilen übersät ist. Das Gelände wirkt wie ein futuristischer Friedhof und evoziert Bilder des Schweizer Surrealisten und Menschmaschine-Erfinders HR Giger.

Lässt man die metaphysische Überhöhung beiseite, bleibt immer noch die Faszination, die der Fetisch Flugzeug auslöst - nicht nur bei Bartsch, der in einer Notiz zum "Desert Birds"-Buch (erschienen bei Kehrer) durchblicken lässt, dass er als Kind mit seinem Bruder so manche Staunestunde am Frankfurter Flughafen verbracht hat.

Eine Serie von Nachtaufnahmen bei Vollmond hat Bartsch so lange belichtet, dass die Wanderung der Sterne am Himmel in kleinen Strichen sichtbar wird. Manchmal zeigen die Fotos scheinbar nur Wüste und Himmel - und winzig klein am Horizont stehen die flügellahmen Vögel in Reih und Glied. Die Erde dreht sich, die Sterne wandern, die zum Fliegen Geborenen liegen im Wüstensand wie Blei.

Desert Birds Mi 2.2., 19.00 (Vernissage; Ausstellung bis 26.2.), Flo Peters Gallery (U Messberg) Chilehaus C, Pumpen 6, Mo-Fr 12.00-18.00, Sa 11.00-15.00, T. 30 37 46 86