Flo Peters, die Galerie der Woche, zeigt bis 28. Januar ihre fotografischen Schätze. Der Reiz liegt im Wiederentdecken von Neuem und Vergessenem.

Altstadt. Beschaulich, geradezu von ländlicher Abgeschiedenheit gezeichnet mutet der Khaiberpass anno 1955 an. Wo an der afghanisch-pakistanischen Grenze heute teils explosiv bestückte Grenzgänger die Seiten wechseln, gab es damals nur zwei selbst gemalte Verkehrschilder inmitten der kargen Landschaft. Zwei kahle Pisten teilten sie für Kfz- sowie Esel- und Kamelverkehr ein.

Pointe an der Fotografie von Magnum-Mitglied Marc Riboud: Kein Auto, keine Kreatur weit und breit, nur ein einsamer Radfahrer nutzt "unerlaubterweise" die Wege. Seine Aufnahme stammt, wie zahlreiche weitere Fotografien in der Ausstellung der Flo Peters Galerie, aus deren Archiven.

Archiv-Ausstellungen eint kein thematischer Zusammenhalt. Ihr Reiz liegt vielmehr im Entdecken oder Wiederentdecken von Neuem oder Vergessenem. Zum Beispiel das leicht verblasste Foto von Gertrude Käsebier, das Edward Steichen in München zeigt. Die Aufnahme markiert kein Highlight der Fotografie, aber doch ist sie mit den beiden prominenten Fotografen-Namen ein Dokument ihrer Geschichte aus dem frühen 20. Jahrhundert. Ein anderer Klassiker: Elliot Erwitt. Ähnlich wie Riboud und wie dieser Mitglied, zeitweilig sogar Präsident, von Magnum, ist er hier mit der Aufnahme zweier parallel laufender Verkehrswege vertreten. In der weiten Landschaft des US-Bundesstaats Wyoming hielt er das Wettrennen zwischen rauchender Lok und einsamem Auto fest.

Prominent sind aber nicht nur die Fotografen, auch die Porträtierten selbst, etwa Steve McQueen beim Bad mit Ehefrau. Oder Pablo Picasso in der berühmten Fotografie von Robert Doisneau. Da sitzt der Künstler in gestreiftem Hemd vor gedecktem Tisch, vor sich ein Teller, zu dessen beiden Seiten seine dicken Pratzen ruhen - bis der Betrachter erkennt, dass es sich bei ihnen um mehrfingrige Hörnchen handelt.

Ein weiterer Teil der Ausstellung ist den Landschaften gewidmet, dem leicht melancholisch verklärten aus Südafrika von Silke Lauffs oder den weiten, stillen und ästhetisch ausgereiften Einsamkeiten des jungen Fotografen Michael Schlegel. Landschaften tauchen ebenso in den farbigen "Dreamscapes" von Toby Burrows auf, als Bühne für den Fall und das Fallen einer rothaarigen Schönheit im Evaskostüm. Wie eine Träumende noch ganz in ihrer eigenen Welt gefangen, bleibt offen, ob ihrem Fall ein böses Erwachen folgt.

Konzeptioneller präsentieren sich die mehrteiligen Arbeiten von Joachim Froese. Mit seiner Serie "Wilderness" folgte er den Wegen des australischen, für Touristen erschlossenen Dschungels. Diesen sieht man teilweise naturbelassen und in intaktem Zustand, während gleich um die Ecke ein Hinweisschild auf den Dschungelausgang zeigt.

Von Froese gibt es noch weitere Arbeiten: zu Türmen gestapelte Bücher aus der Bibliothek seiner verstorbenen Mutter. Mit ihnen leistet Froese eine Form der Trauerarbeit, eine beeindruckende Umwandlung ihres geistigen Nachlasses zum Grab- und Denkmal.

Greetings from the Archive Mo-Fr 12.00-18.00, Sa 11.00-15.00, Galerie Flo Peters (U Meßberg), Chilehaus C, Pumpen 8, www.flopetersgallery.com