Ray Cooneys “Allens op Krankenschien“ feiert im Ohnsorg-Theater eine umjubelte Premiere. Eine skurrile Arztkomödie mit viel Klamauk.

Hamburg. "Dat is 'n Stück ut'n Dullhuus." Patient Lehnhart (plötzlich gealtert zum grotesken Greis: Erkki Hopf) verfolgt aus dem Rollstuhl schadenfroh und lauthals lachend - genau wie die Zuschauer im Parkett - die irrwitzige Hetzjagd durch das Krankenhaus. Im Gegensatz zum zahlenden Publikum bekommt er "Allens op Krankenschien". Folker Bohnet peitscht im Ohnsorg-Theater die Schauspieler presto durch Ray Cooneys krachenden Klinik-Klamauk, damit weder sie noch die Leute zum Luftschnappen und erst recht nicht zum Nachdenken kommen. Der Schwank über einen Jungen auf Vatersuche beschert nach der ernsten "Slagsiet"-Inszenierung nach Tennessee Williams dem Großteil der Ohnsorg-Gemeinde unbeschwert heitere Unterhaltung.

Tatsächlich geht es auf Félicie Lavaulx-Vrécourts adretter Bühne in Helltürkis und Weiß zu wie im Irrenhaus. Auf der Flucht vor seinem Seitensprung-Sohn Lennart verstrickt sich Oberarzt Menkemöller in haarsträubende Lügen und Verwechslungen. Manfred Bettinger spielt ihn in hilfloser Dauerpanik vor der Ehegattin (so gestreng wie elegant: Beate Kiupel): ein ulkiger Biedermann im Doktorkittel, der feige sein Kind verleugnet. Dem durchgeknallten Knaben (Kristof Hering) folgen seine Mutter, die ehemals lockere Schwester Elfi (Sandra Keck), und ein tumber Wachtmeister (Till Huste) auf den Fersen. Der will Lennart wegen Raserei, Fassadenkletterei und versuchten Mords an Oberschwester Ingeborg (Uta Strammer) einbuchten.

Um den Polizisten zu täuschen, stürzen sich Manfred Böttinger, Nils Owe Krack und Horst Arenthold mit Lust in Cooneys Doktor- und Schwestern-Klamotte, verhelfen dem vaterlosen Jungen zu einem Papa, der es zum guten Ende doch noch richten wird. Die Stille nach dem Sturm nützt Beate Kiupel zum coolen Auftritt, um souverän die finale Pointe zu zünden.

Regisseur Folker Bohnet peppt die Sause lustspielversiert mit reichlich Situationskomik und raschem Slapstick auf. Nichts wird ausgelassen: Halsbrecherisches Turnen am Fenstersims, lebende Leichen, derbe Doktorsprüche ("Is se verreckt?"). Auch nicht "Sockenbusengrapschen" bei den falschen und echten Frauen oder fallende Hosen.

Ein Gag jagt den anderen, ein Missgeschick das nächste. Wie am Schnürchen läuft die Inszenierung ab. Das Ensemble leistet Präzisionsarbeit, denn jeder Satz, jede Geste müssen sitzen, damit der Witz funktioniert. Dennoch haben alle Spieler offensichtlich ebensoviel Spaß an der tollen und zünftigen Ärzte-Hatz wie die Zuschauer.

Allens op Krankenschien bis 8.1.2011, Ohnsorg-Theater, Karten T. 35 08 03 21; www.ohnsorg.de