“Stratenmusik“ eröffnete die letzte Ohnsorg-Saison an den Großen Bleichen

Hamburg. Das Bläsertrio trötet munter zum Saisonauftakt im Ohnsorg-Theater seine "Stratenmusik" vor dem putzigen Fachwerkhäuserstich aus Alt-Hamburg. Intendant Christian Seeler eröffnet die Abschiedsspielzeit an den Großen Bleichen mit jenem Stück, das 1936 die feste Spielstätte der Niederdeutschen Bühne Hamburg eröffnete. Im nächsten Jahr bezieht das Ohnsorg sein neues Domizil im Bieberhaus am Hauptbahnhof.

Die gute Seele Greten Witt (Maike Meiners) packt schon jetzt ihren Koffer. Sie hat genug von Trompeter Jan, der mit der Nachbarin liebäugelt und mit seinen Kumpeln verrückt spielt. Der massige Hein Dickback (Horst Arenthold) - ausgerechnet er flötet auf zierlicher Piccolo - hat einen Diamantschmuck gefunden. Die Aussicht auf raschen Reichtum, geschürt vom diabolischen Lumpenhändler Goodemann (Wolfgang Sommer), ermuntert Hitzkopf Jan (Robert Eder), endlich aus dem armseligen "Hundeleben" als Straßenmusiker auszubrechen.

"Ich weiß, was uns fehlt, aber ich weiß auch, was wir haben." Der kleine Tubaspieler Emil Spittel bewahrt in der Aufregung als Einziger einen klaren Kopf. Erkki Hopf spielt ihn sehr bei sich, ohne Übertreibungen und gerade darum komisch anrührend als heiteren Küchenphilosophen, ehrliche Haut und naiv verliebten Hasenfuß. Aus Spittels "gedankentiefem" Sermon am Esstisch und seinem ersten Vollrausch macht Hopf Kabinettstückchen liebenswerter Komik.

Paul Schureks nostalgische, im Neokapitalismus neue Aktualität gewinnende Fabel mit der durchsichtigen Moral, dass Geld nicht glücklich macht, inszenierte Regisseur Wilfried Dziallas mit genauem Blick für die Charaktere und dem feinen Ohr für ernste Zwischentöne. Die bringt vor allem Maike Meiners als gutherzige Greten Witt in ihr unsentimentales Spiel. Ihre Konkurrentin Katrin zeigt Birte Kretschmer biestig mit Glitzerblick und falschem Gurren. Die junge Witwe ist ganz scharf auf den schmucken Jan und seinen Schmuck. Doch zum guten Ende siegen - voraussehbar - Einsicht, Liebe und Vernunft über die Gier.

Stratenmusik bis 2.10., Ohnsorg-Theater, Karten: T. 350 80 32; www.ohnsorg.de