Eine Welt voller Popstars, und wir sind ihre Hauptstadt. Okay, das gilt nicht für jeden Tag im Jahr - aber am Dienstag fühlte es sich mal wieder so an. Sting war zu Besuch, Wir sind Helden, The Divine Comedy und Hurts. Und das Abendblatt mittendrin. Beseelt, verzückt, verzaubert

Mit Melone auf dem Kopf und Pfeife im Mund betritt Neil Hannon die Bühne des Stage Clubs. Eine kecke Figur. Wie aus einem Stummfilm gefallen. "A song, I think", kündigt er gewitzt an.

Ja, für die Lieder seiner Band The Divine Comedy, die seit mehr als 20 Jahren die Welt mit Indiepop-Chansons beglückt, sind die Fans gekommen. Der Ire zieht die Augenbraue hoch und eröffnet am Flügel mit "Assume The Perpendicular" vom neuen Album "Bang Goes The Knighthood". Zwar tritt Hannon an diesem Abend solo auf, doch die Intimität im stickigen kleinen Klub ist schon eine Spur zu viel des Guten. Aufgrund der niedrigen Bühne schlägt er vor, die Menschen in den vorderen Reihen mögen sich doch bitte ducken oder irgendwie hinknien.

Ob Hannon nun mit "The Complete Banker" den Kapitalismus zu Fall bringen will oder mit "At The Indie Disco" die Ausgehkultur besingt - von einem Moment zum nächsten kann er sich vom selbstironischen Klassenclown zum todtraurigen Sentimentalisten wandeln. Und zurück. Verspieltes Stakkatoklimpern wechselt der bestens aufgelegte Musiker mit Tastengrollen ab, schwelgerische Melodien mit melancholischen Dissonanzen. Für feine Hits wie "Daddy's Car" und "Something For The Weekend" greift Hannon zur Gitarre. Und es macht schlichtweg Staunen, wie dieser hagere Typ da stimmlich auftrumpft von den tiefsten Tiefen bis in prince'sche Höhen. Er tut es, weil er es kann. Seine wuchtige Brille trägt er an diesem Abend in Hamburg übrigens nicht. Ein Entertainer für all jene neben der Spur ist er dennoch. Schön ist das.