Beim World Editors Forum geht es ab Mittwoch für 600 Chefredakteure und Verlagsleute aus 87 Ländern um die digitale Zukunft der Zeitungen.

Hamburg. Es können aufschlussreiche Debatten werden, zu denen der Chef der dänischen Zeitung "Jyllands-Posten" - sie druckte die berühmten Mohammed-Karikaturen - ebenso kommt wie die Chefetage der ägyptischen "Al-Ahram", wo die israelische "Haaretz" ebenso vertreten ist wie die iranische "Hamshari", große Titel wie die "New York Times", die "Times", "Asahi Shimbun" oder "Le Monde" ebenso wie Blätter aus Island, Mauritius und Katar.

Mit Blick auf Tablet-Computer wie Apples iPad diskutieren von Mittwoch an 600 Chefredakteure und Verlagsleute aus 87 Ländern in Hamburg die Frage, warum die mobile Verbreitung das Nachrichten-Geschäft verändern wird. Das ist das Hauptthema beim dreitägigen World Editors Forum (WEF), das erstmals seit seiner Gründung 1994 in Hamburg zusammenkommt. Das WEF ist die Plattform für Chefredakteure innerhalb des Weltverbands der Zeitungen.

Schon seit gestern informieren sich in den Messehallen Fachbesucher auf der dreitägigen IFRA Expo 2010 . Die IFRA ist die weltweite Research- und Serviceorganisation für die Zeitungsindustrie. Dort sind 340 Aussteller aus 33 Ländern vertreten, ein neuer Rekord: Druckmaschinenhersteller, Anbieter von Redaktions- und Anzeigensystemen sowie weitere Zulieferer für die Zeitungsindustrie. Auf der Messe werden 9000 Besucher erwartet.

Einerseits ist Hamburg als Gastgeber des World Editors Forums im CCH Profiteur der schwierigen finanziellen Lage im Libanon, wo der Kongress im Juni eigentlich hätte stattfinden sollen, dann aber abgesagt werden musste. Andererseits, sagt Medienstaatsrat Nikolas Hill dem Abendblatt, sei der Umzug nach Hamburg ein ermutigendes Zeichen dafür, dass der Printstandort Hamburg inzwischen auch als Standort für den spannenden Übergang vom klassischen Printgewerbe hin zu den neuen digitalisierten Geschäftsmodellen wahrgenommen werde. Immerhin hätten hier digitale Erfolgsmodelle wie Google, Facebook und Xing ihre Deutschland-Zentralen.

Die Themen der Weltkonferenz treiben die Zeitungsmacher rund um die Welt um: Wie können Print und Online sinnvoll und profitabel miteinander arbeiten? Und: neue Wege, um Qualitätsjournalismus zu finanzieren. Und: Wie erfolgreich kann das Konzept Newsroom sein? Und: Print und Online integrieren oder getrennt marschieren? Und: Wie bindet man soziale Netzwerke und Suchmaschinenriesen wie Google ins Nachrichtengeschäft ein? Hauptredner sind unter anderem Giovanni di Lorenzo ("Die Zeit"), Philipp Shindler (Google) und Janet Robinson ("The New York Times").

Bei einer zentralen Frage diskutiert Abendblatt-Chefredakteur Claus Strunz mit: Bringen Tablet-Computer den Zeitungen ein zweites Leben? Wie können Zeitungen ihre Marke auf Tablets neu erfinden, um Reichweite, Bedeutung und Erlös zu steigern?

Die Zeitungsleute werden am Mittwochabend im Rathaus von Bürgermeister Christoph Ahlhaus empfangen. Am Donnerstagabend sind die Chefredakteure dann zu Gast bei Axel Springer: Sie besuchen in der Redaktion des Hamburger Abendblatts Europas modernsten Newsroom, in dem Print- und Online-Redakteure seit vergangenem Jahr zusammenarbeiten, um die Inhalte der Marke Abendblatt optimal koordiniert in die verschiedenen Vertriebskanäle zu lenken.