Mit ihrer Band rockte Heather Nova, die blonde Sirene von den Bermuda-Inseln, in der Hamburger Markthalle so fulminant wie in den 90er-Jahren.

Hamburg. Sie schreibt und schreibt und schreibt. Auf Poster und Eintrittskarten, auf CD-Booklets und Kaffeebecher, selbst ein behaarter Männerunterarm wird Heather Nova mit der Bitte um ein Autogramm hingehalten. In Zeiten sinkender Plattenverkäufe erlebt man Signierstunden am eigenen Merchandise-Stand nach Konzerten immer häufiger. Auch die Sängerin von den Bermudas muss Extraschichten schieben, um etwas für ihre Popularität zu tun. Nur auf die Bühne zu gehen und ein Konzert abzureißen reicht heute nicht mehr aus.

Dass sich so viele Menschen um den kleinen Verkaufsstand in der Markthalle drängen, hat seinen Grund: Die zierliche Künstlerin hat mit ihrer Band gerade ein begeisterndes Konzert gegeben - mit der für sie typischen Energie, ihrem zurückhaltenden Charme und einer Songauswahl, die geschickt neue Songs mit alten Hits kombinierte. Einige Jahre ist Heather Nova nicht mehr in Hamburg aufgetreten, weil sie lange an ihrem im vergangenen Jahr erschienenen Album „300 Days At Sea“ gearbeitet hat. Doch nun ist die 44 Jahre alte Musikerin in der Stadt zurück, in der sie ihr erstes Deutschland-Konzert gegeben hat. "Ich verdanke Hamburg viel", sagt sie, "hier hat meine Karriere im Knust angefangen."

Heather Nova macht auch keinen Hehl daraus, dass sie die Intimität eines Klubs mehr schätzt als Auftritte in großen Arenen. "Ich habe gerade die Shows von Bryan Adams in großen Hallen eröffnet, aber so ein dreckiger kleiner Rockklub wie dieser ist mir viel lieber", sagt sie, um nach einem furiosen Auftakt mit zwei neuen Songs und "London Rain" vom "Siren"-Album die erste Ballade einzustreuen. "I Miss The Sky" hat sie für die Pilotin Amelia Earhart geschrieben, die 1928 als erste Frau den Atlantik überquerte und seit 1937 bei einem Flug über den Pazifik als verschollen gilt. Auch wenn sie mit "Like Lovers Do" und "The Good Ship Moon" noch weitere ruhige Nummern im Programm hat, rockt Heather Nova mit ihrer neuen Band so wie Mitte der 90er-Jahre. Die zurückgenommenen akustischen Auftritte gehören vorerst der Vergangenheit an.

Dass der Abend in der Markthalle energetisch so abgeht, verdankt sie auch ihrer Band, zu der ihre langjährige Mitstreiterin Berit Fridahl (Gitarre) und eine neue Rhythmusgruppe mit Arnulf Lindner (Bass) und Luke Bullen (Schlagzeug) gehören. Vor allem Bullen setzt mit seinem versierten Trommeln Glanzpunkte einer starken Rockshow. Nach so einem packenden Auftritt muss Heather Nova keine Angst haben, dass ihr die Fans weglaufen. Sie ist wieder zurück und besser denn je.