Die Bühnenfassung von Anna Gavaldas Bestsellerroman hatte Premiere im Altonaer Theater – eine bereichernde Unordnung.

Hamburg. Man sollte Frottee- und Geschirrtücher nicht in derselben Schublade verstauen, heißt es - und manche Menschen passen einfach nicht zusammen. Genau davon erzählt Anna Gavaldas Roman "Zusammen ist man weniger allein", der im Altonaer Theater in der manchmal etwas unglücklich gekürzten Bühnenbearbeitung von Anna Bechstein aufgeführt wurde. Vier ungleiche Menschen leben, unter der Regie von Harald Weiler, zusammen unter einem Dach. Ganz nach dem Motto des Romans: "Das Leben ist viel netter mit ein bisschen Chaos."

Hausherr Philibert (Karsten Kramer), der depressive, stotternde Nachkomme einer Adelsfamilie mit spießigen Pullunder-Outfit und schüchternen Gesten, der von Andreas Christ gespielte launische Koch Franck, die verhuschte Künstlerin Camille (Veronika Bachfischer) sowie Anke Tegtmeyer als Francks kranke, aber kernige Oma Paulette - diese vier wohnen zusammen.

Zu Beginn aber sind es nur zwei: Während Franck sein Bier mit allen erdenklichen Küchenutensilien öffnen kann, belehrt Philibert sein Gegenüber über sprachwissenschaftliche Spitzfindigkeit. Ein ungleiches Paar.

+++ Vergnügt zu viert +++

Da werden schon mal aus lapidaren Gründen die Türen geknallt, dass der Bilderrahmen gefährlich wackelnd an der Wand tanzt. Wie im echten WG-Leben. Doch die als heruntergekommenes Pariser Appartement ausgestattete Bühne (Anja Hertkorn) mit dem Wohn- und Esszimmer als zentralen Handlungsort übersteht jegliche Wutattacken. Das bleibt auch so, als Camille in das Leben der Junggesellen hineinwächst und alles durcheinanderbringt. An ihr manifestieren sich vor allem die Unterschiede der Männer, sie bringt Franck und Philibert dazu, die Welt neu zu sehen: "Ich wohne seit einem Jahr hier, ich dachte, die Wohnung sei leer, jetzt ist alles da", stellt Franck fest, als er die Zeichnungen von Camille sieht.

Bachfischer bleibt bis zur Mitte des Stückes unscheinbar in ihrem Schlabber-Look, bis sie sich mit ihrer Rolle entwickelt, selbstbewusster wird und Paulette mit in die Wohnung holt: Der freche Indie-Mädchen-Look und die Jean-Seberg-Frisur stehen ihr gut.

Alle vier Charaktere verändern sich. Sie nähern sich an, legen ihren Schutzpanzer ab und werden "so etwas wie eine Familie" in den kurzen, einzeln beklatschten Szenen der gut zweistündigen Inszenierung. Vor allem das ist ihre Qualität: zu zeigen, wie diese Annäherung passiert. Zuerst etwas hölzern und textlastig, dann aber spielfreudig und natürlich. So wird in der Inszenierung ein wenig Unordnung in die Schubladen gebracht. Aber das ist eine bereichernde Unordnung.