In Altona hat “Zusammen ist man weniger allein“ nach Gavaldas Roman Premiere

Ein Appartement am Fuß des Eiffelturms. Dort treffen sich ein paar Verlierertypen auf der Flucht vor ihrem alten Leben. Sie sind auf der Suche nach einem neuen. Und einem Zuhause. Adelsspross Philibert vergräbt sich menschenscheu vor der Welt zwischen den angestaubten Möbeln seiner Großmutter. Sein Untermieter, der prollige und lebenslustige Koch Franck, kracht sich erst mit Neuzugang Camille und verknallt sich dann in die an Magersucht leidende Künstlerin. Schließlich macht Oma Paulette die verrückte Vierer-Kommune komplett. Sie will nach einem Unfall partout nicht ins Altenheim.

Anna Gavalda hat den Besteller "Zusammen ist man weniger allein" geschrieben. Die Liebesgeschichte zwischen der einsamen Malerin und Kunstfälscherin Camille und dem auf seinem Motorrad herumrasenden und Mädels flachlegenden Kochlöffelhelden erinnert an "Die fabelhafte Welt der Amelie" und wurde dann wohl kaum zufällig mit Audrey Tautou verfilmt.

Harald Weiler inszeniert nun Anna Bechsteins Bühnenfassung des Romans, in dem die französische Erfolgsautorin die Fähigkeit zu Menschlichkeit und Mitleiden in einer kalten Ego-Gesellschaft feiert. Sie gebe ein Beispiel für den umgekehrten Domino-Effekt, wie sie es ausdrückt. Und zeige, wie eine Figur der anderen helfen könne. Sie wieder aufrichtet und aus dem Schlamassel zieht.

"Die heitere und optimistische Komödie hat auch ernste Untertöne", sagt Regisseur Harald Weiler. "Sie zeigt, wie man Ängste überwinden kann und die Figuren an einem Wendepunkt in ihrem Leben sind." Camille, die von vorne anfangen will, gelingt der Schritt, sich von ihrer Depression zu befreien und ein paar Kilo zuzulegen. Der schüchterne Stotterer Philibert geht mutig auf die Bühne und zum Theater, um Selbstbewusstsein zu gewinnen. Kochmütze und Schürzenjäger Franck verliebt sich wider Willen. Und Oma Paulette tut gelassen, mit sich versöhnt, ihren letzten Schritt - in eine andere Welt.

Nach "Clockwork Orange" und "Das Orangenmädchen" inszeniert Schauspieler Weiler nun sein drittes Stück am Altonaer Theater und beweist in der Wahl der Stoffe - wie in seinen Rollen - eine unvoreingenommene Vielseitigkeit. Er weiß als Regisseur mit Spielerfahrung seine Kollegen zu führen und ihnen möglicherweise neue, ungewohnte Facetten zu entlocken. "Das Stück lebt von der genauen Zeichnung der gegensätzlichen Figuren", sagt Weiler. "Andererseits ist es sehr wichtig, dass die vier gut zusammenspielen und eine glaubwürdige Gruppe bilden." Nur gemeinsam ist man stark.

"Zusammen ist man weniger allein" , 19.00 Altonaer Theater (S Altona), Museumstr. 15, Vorstellungen bis 5.4., Karten zu 15,- bis 29,- unter T. 39 90 58 70; www.altonaer-theater.de