In “Das Lied von den zwei Pferden“ wird eine alte Geige zum Symbol für die Einheit der Mongolei

Die globalisierte Welt dreht sich immer schneller. Die Mongolei gilt nicht gerade als Motor, und doch macht die wirtschaftliche Entwicklung auch hier nicht Halt. Regisseurin Byambasuren Davaa, in der Mongolei geborene Wahlberlinerin, fängt die Bruchstelle zwischen Tradition und Moderne auch in ihrem neuen Film "Das Lied von den zwei Pferden" gekonnt ein.

Nach dem vielfach preisgekrönten Debüt "Die Geschichte vom weinenden Kamel" und "Die Höhle des gelben Hundes" schildert diese Dokumentation anhand der Liedkunst die Zerrissenheit zwischen der Äußeren und der Inneren Mongolei, die als Autonomes Gebiet zu China gehört. In deren unwirtliches Hinterland begibt sich die Sängerin und Liedsammlerin Urna - mit einer schwierigen Mission.

Sie will eine zerstörte Pferdekopfgeige reparieren, die ihre Großmutter in der chinesischen Kulturrevolution zerstören musste. Gleichzeitig sucht sie die fehlenden Strophen des Liedes "Die zwei Pferde des Dschingis Khan", dessen Fragmente auf dem Hals eingraviert sind. Es wird eine Fahrt ins Ungewisse. Voller Beschwerlichkeiten und schlammiger Straßen. Doch Urnas Lächeln verheißt eine unerschütterliche Hoffnung. Ein Pferdezüchter schenkt ihr Rosshaar als Saiten für die Geige. Schamanen weisen ihr den Weg. Per Zufall landet sie auf einer Nomadenhochzeit in der Umgebung. Ihre wirklich letzte Hoffnung ist eine 86 Jahre alte Frau. Der Weg ist bekanntlich das Ziel, und so ist es auch für den Film am Ende fast unerheblich, ob Urna das Lied noch findet oder nicht. Ihr rühriger Eifer allein ist unendlich sehenswert.

Dazu die Begegnungen mit den Menschen, die in der Stadt bitter um ihre Existenz kämpfen, auf dem Land aber noch immer im Einklang mit der Natur leben. Wie Dschingis Khan als Held aller Mongolen gilt, beschreibt das "Lied von den zwei Pferden" eigentlich zwei Brüder, die sich gegenseitig helfen.

Eine wunderbare Metapher für ein wunderbares Land.

++++- Das Lied von den zwei Pferden D 2009, 90 Min., o. A., R: Byambasuren Davaa, D: Urna Chahar-Tugchi, Hicheengui Sambuu Chimed Dolgor, täglich im Abaton ; Informationen im Internet unter www.dasliedvondenzweipferden.de