Der HSV verliert in Leverkusen - und ausgesuchte Zuschauer sehen das 2:4 dreidimensional im Fernsehen.

München. Zur Halbzeit blickte der Kaiser ganz zufrieden drein. Ein 1:1-Unentschieden zwischen dem Hamburger SV und dem Bayern-Verfolger Leverkusen - das dürfte dem Ehrenpräsidenten des FC Bayern München gefallen. Und dann war da ja noch die Sache mit der Brille. Zum ersten Mal übertrug der Bezahlsender Sky am Sonntag ein Bundesligaspiel in 3-D. Eine Premiere, zu der in München eine Handvoll Prominenter und Journalisten eingeladen war. Am Eingang wurden Brillen verteilt, wie sie Kinogänger schon aus 3-D-Produktionen wie "Avatar" kennen, an der Bar gab es Aperol Sprizz und Bussi-Bussi, man ist ja in München.

Um halb sechs war es dann so weit: "Brillen auf", wies die Sky-Kommentatorin die etwa hundert Gäste an. Was dann auf den Flachbildfernsehern zu betrachten war, beeindruckte, vor allem die Nahaufnahmen. Bei ihnen ist die 3-D-Technik am stärksten. Wenn die Spieler den Rasen des Leverkusener Stadions betreten und der Zuseher meint, die Fußballer liefen einem gleich in München vor die Füße. Oder wenn die Kamera über die Schulter des an der Seitenlinie gestikulierenden HSV-Trainers Bruno Labbadia filmt - und man den Trainer antippen möchte. In der klassischen Spielfeldübersicht dagegen fallen kaum Unterschiede auf. Was auch die Gäste bemerkten, von denen einige nach ein paar Minuten die getönte Brillen wieder absetzten. Die 3-D-Sicht fordert die Augen, wird nach einer gewissen Zeit anstrengend. Und so bemerkte DFB-Sportdirektor Matthias Sammer, für klare Worte bekannt, in der Halbzeitpause: "Es ist schon noch etwas gewöhnungsbedürftig."

Beckenbauer hatte die ersten 45 Minuten durchgehalten und mit Brille auf der Nase im Stehen neben Edel-Fußballkommentator Marcel Reif zugebracht. "Ich sehe zum ersten Mal ein Fußballspiel in 3-D - beeindruckend. Bei der Technik ist aber noch etwas Spielraum", urteilte Beckenbauer. Bei schnellen Schnitten kommt das Auge manchmal gar nicht mehr nach, bis man sich an die eine Perspektive gewöhnt hat, hat die Regie schon zur nächsten Kamera gewechselt.

Die Produktion in 3-D steckt noch in den Kinderschuhen, wie Brian Sullivan bemerkte, der ab April den Vorstand des seit Jahren kriselnden Münchner Pay-TV-Senders übernehmen wird. Während für eine normale Übertragung 13 Kameras benötigt werden, kamen bei der 3-D-Produktion in der Leverkusener Arena 18 zum Einsatz. Pro Bild gibt es zwei Kameras, deren Signale für die 3-D-Optik übereinandergelegt werden. Um die dann für das menschliche Auge sichtbar zu machen, muss der TV-Zuschauer eine 3-D-Brille tragen, die die beiden leicht versetzten Bilder im Gehirn zu einer dreidimensionalen Illusion zusammensetzt.

In den USA sind erste 3-D-Fernsehgeräte im Handel, bald soll es sie auch in Europa geben. 3-D-Fußball-TV dürfte noch nicht allzu bald zur Regel werden. Zwar sind Übertragungen geplant. Mit dem Starttermin hält sich Sky aber bedeckt.