Am Sonntag geht “Udo. Die Ausstellung“ zu Ende. Lindenberg will schon lange ein eigenes Museum in Hamburg - und droht mit Abwanderung.

MKG. Udo Lindenberg oder schlicht: Udo, wie der Künstler längst nicht nur in Hamburg genannt wird, reitet derzeit die Welle, die ihn schon vor einiger Zeit erfasst hat: Sein jüngstes, das "Unplugged"-Album, hat sich mehr als eine Million Mal verkauft, aber zu seinem großen Comeback seit der CD "Stark wie zwei" aus dem Jahr 2008 gehört natürlich auch die Ausstellung im Museum für Kunst und Gewerbe (MKG). Am Sonntag geht sie zu Ende, die dolle Udo-Gesamtschau, die in knapp einem halben Jahr 70 000 Besucher in das Museum gelockt hat.

Gemälde von Lindenberg, Exponate aus seinem Musikerleben und Ausstellungsstücke des Hamburg-Udos: Das war eine rundum gelungene Sache. "Von den Besuchern aus ganz Deutschland, die während der Dauer der Ausstellung durch das Haus strömten, kamen viele zum ersten Mal. Und die Lindenberg-Fans haben sich bei der Gelegenheit gleich mit großem Interesse das ganze Museum angeschaut. Davon erzählen die vielen begeisterten Kommentare in unserem Besucherbuch, die Bilanz: 'Sehr gut gemacht, keine Langeweile, kein Museumsmuff liegt in der Luft.' Das freut uns natürlich besonders", sagt Sabine Schulze, Direktorin des Museums für Kunst und Gewerbe.

So weit, so gut. Dass Udo Lindenberg, der seit mehr als 40 Jahren in Hamburg lebt, trotzdem nicht ganz zufrieden ist, ist länger schon bekannt. Lindenberg möchte ein eigenes Udo-Museum in seiner Wahlheimat, die "Panik City", eine Mischung aus Museum, Akademie, Bar und Tonstudio.

+++ Blick auf den Horizont: Ein Denkmal für Udo Lindenberg +++

Räume dafür hat Lindenberg schon gefunden: in der HafenCity. Sie gehören allerdings der Stadt, und die ziert sich noch damit, sie dem Star zur Verfügung zu stellen. Was bei Lindenberg nicht gut ankommt: Im Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt wiederholte Lindenberg gestern seine Drohung, der Hansestadt den Rücken zu kehren und etwa nach Berlin überzusiedeln. "Oder nach Nordrhein-Westfalen, auch da gäbe es Möglichkeiten - Köln oder Düsseldorf", sagt Lindenberg. "Von der Hamburger Kulturbehörde habe ich seit Monaten nichts gehört. Ich glaube, die interessieren sich gar nicht für mein Projekt", klagt Lindenberg. Eigentlich ist seine Wortwahl noch deftiger - die Enttäuschung sitzt tief. Kultursenatorin Barbara Kisseler sei ja in der Ausstellung gewesen, Bürgermeister Olaf Scholz auch, sagt Lindenberg. "Aber es ist ihnen wohl egal, ob Udo bleibt oder geht. Die Stadt soll jetzt mal eine klare Haltung an den Tag legen."

Von der Kulturbehörde will er übrigens keinen Cent; eine Million Euro, schätzt Lindenberg, "braucht man vielleicht, um etwas aufzuziehen". Geld, das zum Beispiel Wirtschaftsbehörde, Handelskammer oder Hamburg Marketing aufbringen könnten.

Hinter den Kulissen wird derzeit vieles durchgesprochen, wie Enno Isermann, Sprecher der Kulturbehörde, mitteilt: "Die Stadt hat großen Respekt vor der Leistung von Udo Lindenberg und steht dem Konzept der Panik-City positiv gegenüber. Wir versuchen auf allen Ebenen, einen Weg zu finden, diese Idee in Hamburg zu realisieren."

Allerdings hätten die Haushaltsverhandlungen in dieser Woche erneut den engen finanziellen Handlungsspielraum deutlich gemacht, in dem sich die öffentliche Hand in Hamburg genauso bewege wie in Berlin. "Daher stellt die Umsetzung eines solchen Konzeptes einen Kraftakt dar, für den alle Beteiligten eng zusammenarbeiten müssen. Die Stadt versucht in zahlreichen Gesprächen eine Lösung zu finden."

Lindenbergs Ungeduld wächst allerdings: "Ich hänge an Hamburg, wir wollen das hier machen. Aber Hamburg muss aufpassen, dass es nicht Rockprovinz wird - wenn mein Projekt hier über die Bühne geht, werden wir alles tun, damit junge Bands nicht mehr nach Berlin gehen. Die Panik City wird Hunderttausende im Jahr anziehen."

Für Hamburg Marketing, das beständig an der touristischen Marke "Hamburg" arbeitet, ist es gar keine Frage, dass ein Lindenberg-Museum dem Standort guttäte: "Das wäre eine echte Bereicherung für Hamburg, und wir sollten vonseiten der Stadt alle Möglichkeiten ausschöpfen, um diese Idee zu unterstützen", sagt Sprecher Sascha Albertsen.

"Udo. Die Ausstellung" heute und morgen, 11-18 Uhr, Museum für Kunst und Gewerbe (U/S Hbf.), Steintorplatz. Eintritt 8,-/5;-