Porträts der Hamburgischen Sezession sind ab sofort unter dem Titel “Köpfe der Zwanziger Jahre“ im Museum für Kunst und Gewerbe zu sehen.

Hamburg. Als willensstarke und selbstbewusste junge Frau hat Friedrich Ahlers-Hestermann seine Künstlerkollegin Anita Reé 1915 gemalt. Das expressive, in kräftigen Rot- und Blautönen gehaltene Bild zeigt deutlich expressionistische Einflüsse. 1919 gehörten sowohl Ahlers-Hestermann als auch Reé zu den Gründungsmitgliedern der Hamburgischen Sezession, der die neue Ausstellung in der Haspa-Galerie des Museums für Kunst und Gewerbe gewidmet ist. "Köpfe der Zwanziger Jahre", heißt der Titel der Schau, in der 25 Porträts und Figurenbilder zu sehen sind, die zum großen Teil aus der Kunstsammlung der Hamburger Sparkasse stammen.

Den Blickfang im Eingangsbereich bildet ein Porträt, auf dem Karl Kluth den Hamburger Kunstsammler, Mäzen und Kritiker Gustav Schiefler wie einen blinden Propheten dargestellt hat. Auf diesem 1931 entstandenen Bild zeigen sich Elemente des Sezessionsstils, der sich erst nach und nach herausbildete und eigentlich eher in der Landschafts- als in der Figurenmalerei zum Tragen kommt. Es sind geschwungene, mehrfach nachgezogene Linien, die mit flächigen Elementen korrespondieren.

Bemerkenswert ist die stilistische Brandbreite sowohl in den Gemälden als auch in der Grafik, die von naturalistischen Darstellungen bis hin zu den verinnerlichten und äußerst reduzierten Figuren von Richard Haizmann bis hin zu den fast abstrahierenden Darstellungen bei Karl Ballmer reicht.

Immer wieder begegnet man kräftigen Farben und übersteigerten Formen, Gesichter erscheinen nicht mehr im klassischen Sinne schön, sondern werden als Charakterköpfe, mitunter gar als Gesichtslandschaften dargestellt. Den Mitgliedern der Hamburgischen Sezession ging es nicht nur darum, einen neuen künstlerischen Ausdruck zu finden, sondern in der eher merkantilen Stadt auch eine Szene zu etablieren.

Am eindrucksvollsten gelang das bei den jährlich veranstalteten Künstlerfesten. Am Eingang der Ausstellung hängt ein großformatiges Gemälde von Otto Tetjus Tügel aus dem Bestand des Museums für Kunst und Gewerbe, das "Die Kommission des Hamburger Künstlerfestes" zeigt. Darauf sind viele jener Künstler dargestellt, deren Porträts in der Ausstellung gezeigt werden.

Köpfe der Zwanziger Jahre. Werke aus der Hamburgischen Sezession Museum für Kunst und Gewerbe, Steintorplatz, Di-So 11.00-18.00, Do bis 21.00