Das Hotel Bogota in der Nähe des Kurfürstendamms begeistert nicht nur Kunst- und Fotografieinteressierte - es gibt auch moderne Zimmer.

Es muss ja nicht immer Berlin-Mitte sein. Auch am Kurfürstendamm ist jede Menge los. Der Boulevard lädt zum Flanieren ein, und die vielen Cafés sind gut besucht. An den Nebenstraßen des vornehmen Stadtteils Charlottenburg mit seinen Jugendstilvillen gibt es gute Restaurants. Und an einer dieser Straßen, an der Schlüterstraße, liegt das Hotel Bogota. Wohl kaum ein anderes Hotel in der Hauptstadt ist so geschichtsträchtig wie dieses.

Erbaut wurde es 1911/12 als Wohnhaus. Während der 20er-Jahre lebte hier der kunstinteressierte Unternehmer Oskar Skaller, der oft rauschende Feste veranstaltete, auf denen auch Benny Goodman auftrat. In den oberen Etagen hatte die Fotografin Yva, bei der Helmut Newton 1936 in die Lehre ging, Wohnung und Atelier. Ihre berühmten Modeaufnahmen werden heute dort wieder ausgestellt. Während Newton die Flucht aus Deutschland gelang, wurde Yva 1942 von den Nazis ermordet. Im selben Jahr zog die Reichskulturkammer in das Gebäude ein. Dort, wo sich heute der Frühstücksraum befand, wurden damals der Zensurbehörde die Spielfilme zur Begutachtung vorgeführt. Ironischerweise richteten nach dem Krieg die Briten dort die Entnazifizierungskammer ein.

Zum Hotel wurde das Haus 1964, als der jüdische Unternehmer Heinz Rewald aus seinem Exil in Kolumbien zurückkehrte und es nach der Hauptstadt des südamerikanischen Landes benannte. 1976 übernahm die Familie Rissmann. Steffen Rissmann stammt aus Schlesien, er lernte seine Frau Carolina in Paris kennen. Sohn Joachim, dem 2005 die Leitung übertragen wurde, ist in Puerto de la Cruz geboren. Nach seinem Abitur in Berlin begann er eine Kochlehre im Steigenberger und arbeitete dann an der Rezeption im Frankfurter Hof, bevor er für den Einkauf im Hotel Vier Jahreszeiten in Hamburg zuständig war. Nach der Hotelfachschule in Heidelberg arbeitete er im Londoner Savoy bis zur Übernahme des Bogota.

Schon beim Betreten der Lobby bekommt der Gast das Gefühl, ein historisch interessantes Haus zu betreten. Eine fast museale Atmosphäre durchzieht das Gebäude. In dem altmodischen Telefonhäuschen mit dem Wandtelefon sieht man Gäste verschwinden, die darin mit ihrem Handy telefonieren. Das Haus hat 113 Zimmer unterschiedlicher Kategorien. So gibt es noch sehr günstige Unterkünfte, bei denen sich Toilette und Dusche auf dem Flur befinden. "Dafür sind die Preise in den letzten 15 Jahren kaum erhöht wurden", betont der Hoteleigner. Die Ausstattung der Räume reicht von einfach über Jugendstil bis zu modern. Im "René Burri Zimmer" hat sogar schon Nan Goldin übernachtet.

Joachim Rissmann hat selbst eine große Leidenschaft für die Fotografie, und diese Kunst kommt im gesamten Haus zum Tragen. So hat er im großen Frühstücksraum den "Photoplatz" eingerichtet. Hier wird in wechselnden Ausstellungen bedeutende zeitgenössische Fotografie gezeigt. Daraus ist mittlerweile eine stattliche Sammlung entstanden, die im Vorraum präsentiert wird. Aber auch Malerei und Skulpturen finden sich in den Räumlichkeiten und im riesigen Lichthof wieder. Kein Wunder also, dass die viele Kunst auch Gäste aus diesem Umfeld anzieht. "Sie schlafen in heiligen Räumen", sagte Helmut Newton 2002 bei einem seiner Besuche in seiner Heimatstadt.

"Zu uns kommen Gäste, denen dieser nostalgische Stil gefällt und die nicht in einer Keksdose wohnen wollen", wie Rissmann etwas despektierlich die vielen neuen Designhotels nennt. So wurde der Stil der 20er-Jahre weitgehend erhalten, wozu der knarzende Parkettfußboden ebenso gehört wie die gestreiften Seidentapeten und die Art-déco-Lampen. Die breiten Flure mit den hohen Decken und dem etwas kitschigen Teppichmuster sowie die schön verzierten Zimmertüren ähneln dem Stil eines klassischen Grandhotels.

Die üppigen Salons in den Stockwerken stehen den Gästen zur Verfügung, die Ruhe suchen und sich entspannen wollen. Es gibt sogar Raucherzimmer. Und auch Veranstaltungen, die an die frühere Zeit erinnern, wie das Andreas Hofschneider Quartett, das jeden Dienstagabend die Swingtime-Ära wieder aufleben lässt. Tangokurse sind ebenfalls im Angebot.

So ist das Hotel Bogota mit seinem Baldachin am Eingang, "damit wir besser gesehen werden", wie Joachim Rissmann unterstreicht, eine sehr gepflegte, traditionelle und überaus angenehme Hauptstadt-Herberge.