Das Elbjazz-Festival feiert am 28. und 29. Mai auf 15 Bühnen Premiere. Mit dabei sind auch Till Brönner, Deodato und Manu Katché.

Seit Jahren schon gibt es kein bedeutendes Jazzfestival mehr in Hamburg. Das Musiker-Stelldichein im Oktober in der Fabrik bemüht sich zwar redlich um Internationalität, doch reicht der Etat bei Weitem nicht, um große Namen oder aufsehenerregende Projekte in die Stadt zu holen; das JazzPort-Festival vor den Deichtorhallen ist ebenfalls seit vielen Jahren Schnee von gestern, weil das hochkarätige Programm nur mit einem finanzkräftigen Sponsor zu stemmen war.

Nun gibt es mit Elbjazz einen neuen Versuch, bei dem die Kräfte gebündelt werden. Die Initiatorin Tina Heine hat die Konzertveranstalter Karsten Jahnke und Folkert Koopmans als Partner gewonnen, das Team der Elbphilharmonie ist mit dabei, der NDR stellt seine Bigband zur Verfügung, viele Hamburger Musiker gehören zum Lineup des Jazz-Wochenendes am 28. und 29. Mai,und eine Reihe von Sponsoren unterstützt die wohlmeinenden Pläne mit Geld und Sachleistungen. Heine träumt von einem Montreux an der Elbe. Das würde A-Klasse bedeuten, aber ganz so weit ist man im ersten Jahr natürlich noch nicht.

Weil die großen US-Namen - noch - zu teuer sind, kommen die bekannten Namen des Programms mit einer Ausnahme aus Europa. Angeführt wird die Phalanx der insgesamt 45 Ensembles von Till Brönner (28., 21 Uhr, Blohm + Voss, Hauptbühne). Der Trompeter ist der einzige wirkliche deutsche Jazz-Star, der es mit seinem eleganten Stil und seinem Bühnencharme geschafft hat, auch große Hallen auszuverkaufen. In Hamburg wird er sein neues Quintett vorstellen. Einen ebenso großen Namen besitzt Manu Katché (29., 22 Uhr, Blohm + Voss, Hauptbühne). Der versierte französische Schlagzeuger gehörte viele Jahre lang zur Band von Sting, hat aber auch immer eigene Ensembles geleitet. Third Round heißt seine aktuelle Band, die gerade auf ECM ein neues Album mit entspannten Songs zwischen minimalem Funk, entspanntem Pop und lässigem Jazzfeeling veröffentlicht hat.

Schon etwas zurück liegt der Erfolg von Deodato (29., 20 Uhr, Blohm + Voss, Spitzenbühne). In den 70er-Jahren war der brasilianische Pianist einer der Wegbereiter des Fusion-Jazz, der Verbindung von Jazz, Rock und Funk. Das Elbjazz-Festival hat den 66-Jährigen wieder ausgegraben und präsentiert ihn mit seinem Hamburg Project.

Pianisten bilden einen weiteren Schwerpunkt beim ersten Elbjazz-Festival. Aus Schweden kommen mit Bugge Wesseltoft (28., 24 Uhr, Hauptkirche St. Katharinen) und Bobo Stenson (28., 23.30 Uhr, Kehrwieder-Theater) zwei der innovativsten Musikerpersönlichkeiten Skandinaviens. Ihnen gegenüber steht der Nachwuchs des deutschen Klavier-Jazz in Person von Anke Helfrich (28., 20.30, Kehrwieder) und Michael Wollny (29., 22 Uhr, St. Katharinen), der mit der Saxofon-Legende Heinz Sauer im Duo musizieren wird.

Das Programm auf den 15 Bühnen ist vielfältig und kennt keine stilistischen Grenzen. Flamenco mit Rafael Cortes (28., 23.30 Uhr, Kehrwieder) findet sich genauso wie Oddjobs Hommage für Clint Eastwoods Filmmusik (29., 19 Uhr, Blohm + Voss, Hauptbühne). Also Ohren auf für den stilistischen Reichtum und ein Gebet für gutes Wetter. Die Programmmacher hätten es verdient.