Wer in Hamburg ein Jazzfestival initiieren will, braucht Geld, Förderer und Mut. Denn am Jazz haftet das Vorurteil einer Kunst nur für Eingeweihte.

Hamburg. Tina Heine (36), Jazz-Enthusiastin, Fotografin und Mitinhaberin der Hadley's-Bar am Schlump, und die Eventgestalterin Nina Sauer (41) haben das Projekt Elbjazz aus der Taufe gehoben.

Am Wochenende 28./29. Mai 2010 soll das Festival erstmals über die Bühne gehen und zu einer festen jährlichen Größe werden. "Wir wollen das Thema ganz neu in die Stadt tragen. Die Leute mit ungewöhnlichen Orten anziehen. Die Konzerte mit Klubnächten und Gastronomie ergänzen und daraus ein Gesamterlebnis schaffen", erzählt Tina Heine. "Ich glaube fest daran, dass ein Jazz-Festival funktioniert, wenn man die Musik anders aufgreift und präsentiert." Mögliche Auftrittsorte sieht sie rund um die Elbe, auch ein Dock von Blohm & Voss ist im Gespräch.

So viel Optimismus könnte leicht mit Naivität verwechselt werden. Doch der Glaube an ein schlummerndes Jazz-Potenzial beim Hamburger Publikum speist sich bei Heine aus den Erfahrungen mit ihrer Bar. Seit drei Jahren präsentiert sie alle zwei Wochen montags Livemusik bei "Monday Meets Music". Inzwischen ist die Hütte gerappelt voll. Ein gemischtes Publikum goutiert nach einem anfänglich eher gefälligen Funk- und Soulprogramm auch ambitionierte Projekte wie Boris Netsvetaevs Hammerklavier-Trio.

Gleichwohl steckt Elbjazz noch in den Kinderschuhen. Die lokalen Jazzmusiker sind leicht für eine Festivalidee zu begeistern. Schwieriger sieht es mit den teuren internationalen Stars aus. "Die wollen wir mit ungewöhnlichen Orten und der Magie der Festivalidee gewinnen", so Heine. Die Kulturbehörde, der Norddeutsche Rundfunk, Konzertveranstalter und Institutionen wie Jazzbüro und Jazzhaus signalisieren Sympathie. Konkret ist bislang wenig. Nach einem zahlungskräftigen Hauptsponsoren wird derzeit gefahndet.

Für Tina Heine ist das Festival "gefühlt" dennoch ziemlich weit. Und deshalb soll die Idee schon in diesem Jahr in der Stadt Verbreitung finden. Mit einem Programm im Rathaus auf der Langen Nacht der Museen am 16. Mai. Hamburger Jazz-Acts wie die Sängerin Ulita Knaus, der Trompeter Nils Wülker oder ein NDR-Solistenensemble werden dort auftreten. Ermöglicht wird die Veranstaltung durch eine Anschubfinanzierung der Kulturbehörde in Höhe von 4500 Euro und viele freundschaftliche Gesten. Am 23. August soll ein Jazzpicknick in der HafenCity mit Auftritten diverser Bands und einem DJ-Set mit prominenten Hamburgern folgen. Für ein Internationales Festival wird das allein kaum ausreichen.

Jazz auf der Langen Nacht der Museen mit Ulita Knaus u. a. Sa. 16.5., 18.30 Uhr bis ca. 2 Uhr, Hamburger Rathaus, Rathausmarkt 1, Eintritt frei; Internet: www.rathausnacht.de

Jazzpicknick und Lieblingslieder 23.8., HafenCity; www.elbjazz.de