Der Hamburger Fotograf zeigt im Kunstverein seine erste Einzelausstellung “Es wird alles gut Mutter“. Die Bilder sind bis zum 30. Mai zu sehen.

Hamburg. Im Kunstverein herrscht das totale Chaos. Ein Irish Setter läuft auf jeden Besucher zu und begrüßt ihn. "Das ist Jesus", sagt Daniel Josefsohn. Kein Witz. Der Hund heißt tatsächlich so. Die Haare ragen Josefsohn wirr nach allen Seiten. Er linst durch dicke Glasbausteine. Auf dem Tisch Dutzende groß- und kleinformatige Fotoabzüge, ein Maschinengewehr mit dem Aufdruck "I Love Jews", Armeeklamotten am Boden. So bereitet er seine erste Einzelausstellung "Es wird alles gut Mutter" vor. Bis zum 30. Mai ist sie im Kunstverein zu sehen.

Stets hat sich Kunst in schrägem Rahmen am besten durchgesetzt. Und unangepasst ist Daniel Josefsohn, der 1961 in Hamburg geboren wurde, aber seit Jahren in Berlin lebt, auf jeden Fall. Und sehr erfolgreich. Fast jeder hat wohl schon mal einen Josefsohn in Händen gehalten. Etliche seiner Bilder zierten Magazin-Titel. "Eigentlich ist die redaktionelle Arbeit meine Galerie. Das sind meine Bauzäune", gibt er zu. In den 90er-Jahren fing er neben Wolfgang Tillmans das hedonistische Lebensgefühl der MTV-Generation ein. Nie jedoch, ohne es mit Ironie zu kommentieren. Ein gutes Bild ist für ihn eines, "in dem man einen Text lesen kann, ohne dass Buchstaben darauf stehen".

Er inszenierte, was nicht zusammenpasste: die Schauspielerin und Sängerin Julia Hummer als nackter Engel in einer Barockkirche. Skandalautorin Charlotte Roche auf dem Cover des "Zeit"-Magazins mit dem Blick einer Heiligen. Josefsohn hat Jugendliche für eine MTV-Kampagne wie Verbrecher abgelichtet und mit Aufschriften wie "Konsumgeile Göre" versehen.

"Ich arbeite sehr impulsiv", sagt er. Die erste Ausstellung in Hamburg zu zeigen erfüllt ihn aber doch mit Stolz. "Hey, Mann, das ist das Space-Szenario." Eine Wand des Kunstvereins zeigt unter dem Titel "Blow Up" eine Collage, in der unter anderem der Schauspieler Udo Kier mit weiblichen Brüsten abgebildet ist. Ein Kommentar zur übersexualisierten Gesellschaft.

Auch seine Herkunft und Religion spiegeln sich in Josefsohns Kunst. Er stammt aus einer Familie, die durch den Krieg von Ungarn über Rumänien und Israel in Hamburg gelandet ist. Bis heute besitzt er nur einen israelischen Pass, den deutschen hat er eben erst beantragt. Für Aufsehen sorgt seine Serie "The Jewing Gun - IDF Soldiers In Israel" (2009). Sie zeigt unter anderem israelische Soldatinnen mit Gucci-Sonnenbrillen an einer Bushaltestelle.

Josefsohn spielt mit Zeichen, lädt Bilder mit Provokation auf - und meist kommt dabei alles andere als eine platte Botschaft heraus.

Daniel Josefsohn: Es wird alles gut Mutter bis 30.5., Kunstverein, Klosterwall 23, Di-So 12-18 Uhr