Zur Eröffnung zeigt die neue Stern-Wywiol-Galerie an der Alster Arbeiten von Bildhauer Yves Rasch: “Denken in Holz“ ist der Titel der Ausstellung.

Hamburg. "Ist das nicht herrlich? Das möchte man doch einfach anfassen", sagt Volkmar Wywiol und streicht genussvoll über die glatt geschmirgelte Maserung und die Rundungen der Holzskulptur, die den Namen "Unendlichkeit" trägt.

Wywiol ist ein zupackender Geschäftsmann. Fester Handschlag, zügiger Schritt. Der Anzug sitzt akkurat, der Schlips leuchtet rot. Vor 32 Jahren hat er einen Einmannbetrieb für Zusatzstoffe in Nahrungsmitteln gegründet, heute sind sein Sohn Torsten und er die Chefs von 700 Mitarbeitern mit Hauptsitz an der Alster.

Und dort, zwischen Kunsthalle und Hotel Atlantic, hat der Senior nun eine eigene Ausstellungsfläche eröffnet, die Stern-Wywiol-Galerie. Direkt im neu gestalteten Firmenfoyer im Erdgeschoss, in dem bis vor Kurzem noch ein Teppichhändler sein Geschäft hatte. "Die Idee erschien uns zunächst verrückt, aber wir haben nicht gezögert", erklärt Wywiol. "Und je länger wir daran gearbeitet haben, umso leidenschaftlicher wurden wir."

"Das war ein Abenteuer mit Herrn Wywiol", erzählt Yves Rasch - lässiges Sakko, krawattenlos, weißes T-Shirt - und lächelt etwas zurückhaltend, aber sehr freundlich. Der 32-Jährige ist ebenfalls von zupackender Natur. Aber anderer Art. Als Bildhauer schafft er organische, fließende, spannungsgeladene Objekte, teils aus Bronze, meist aber aus Holz, das er sich bei Förstern in Hamburg und Umgebung beschafft. Ein warmes Material, das er mit Emotionen assoziiert.

Vor drei Jahren lernten sich Wywiol und der Künstler über eine Auftragsarbeit kennen. Für das Flour-Art-Museum in Wittenburg, in dem Wywiol mehr als 2300 Mehlsäcke zeigt, hatte Rasch einen sogenannten Kleiekotzer, den alten Schutzgeist einer Mühle, nachgebildet. Schnell stand für Wywiol fest, dass er den jungen Mann fördern wollte, weshalb er ihn für die erste Ausstellung in seiner neuen Galerie einlud.

Die mehr als 200 Quadratmeter sollen künftig der Bildhauerei gewidmet sein. Das Unmittelbare, Greifbare fasziniere ihn besonders an dieser Kunst, erläutert der Firmenchef, der die Kunsthistorikerinnen Christina Dickel und Kathrin Reeckmann mit der künstlerischen Leitung beauftragt hat. Für die Rede zur Eröffnung der Schau "Denken in Holz" diese Woche konnte er den Chef der Hamburger Kunsthalle, Hubertus Gaßner, gewinnen. "Der ist überhaupt nicht arrogant, das hat uns sehr motiviert", sagt Wywiol und erzählt begeistert, wie Gaßner vorab "mal eben" drei Stunden mit Rasch die Exponate arrangiert hat. Und so steht die Skulptur "Tenor", eine in sich gebogene Acht aus weiß gewachster Fichte, im großen Fenster nun in Korrespondenz mit der Plastik "Rhythmus im Raum" von Max Bill auf der anderen Straßenseite am Alsterufer.

Neben dem Impuls nach außen, in die Stadt hinein, möchte Wywiol seine Galerie aber auch als internen Impuls verstanden wissen. "Alle Kunden, Lieferanten und Mitarbeiter müssen da durch", sagt er. "Die werden dann jeden Morgen mit Kunst aufgeladen."

"Yves Rasch - Denken in Holz" bis 31. Oktober, Di-Fr 10.00-18.00, Sa 12.00-16.00, An der Alster 81, www.stern-wywiol-galerie.de