Begehbare Objekte, hölzerne Hasen, ein Karussell – “blickdicht“ heißt Peter F. Pienings Schau von Bildobjekten in der Galerie Ruth Sachse.

Hamburg. In der Passage des Hamburger Hofs herrscht die übliche Geschäftigkeit. Gestresste Großstadtmenschen fahnden nach Parfüm, Nachtwäsche und Klamotten. Dazwischen ein lichter Raum mit warmen Holzobjekten. Unweigerlich zieht es Passanten hinein. Hier darf man zwar auch kaufen, aber erst einmal konsumieren. Kunst. Und zwar von recht amüsanter, doppelbödiger Natur. "blickdicht" nennt der Hamburger Künstler Peter F. Piening seine Laubsägearbeiten, die natürlich genau das nicht sind. Sie verweisen mit filigranen Leerstellen auf Alltagsgegenstände, Sachzeichnungen und Bildzitate. Mal schwarz-weiß, mal schwarz-bunt.

"Dies ist kein Kunstwerk" steht in liebevoll ausgesägten Lettern unter einer Arbeit, bei der man das Hinterteil zweier Hasen sieht. Nicht erst seit Beuys das Sinnbild für "Dies ist ein Kunstwerk", das steht auf dem Bild nebenan, das den gleichen Hasen zeigt. Ein "Preisgekrönter Foxterrier" prangt in einem Rahmen aus laufenden Vierbeinern. Herzstück der Schau sind zwei begehbare Großobjekte.

Das "UMBRACULUM" ist eine filigran ausgearbeitete Holzbox, die zum ausführlichen Aufenthalt lädt. Inklusive Sitzgelegenheit. Im Innern dreht sich ein Karussell. Teller und Löffel stehen aufgebahrt wie in einer Küchenzeile. Ein Ampelmännlein hetzt vorbei. Flankiert von derben Sprüchen wie "Ich liebe dett mit die klare Verhältnisse".

Im "MAGAZIN" baumeln aufgereiht hölzerne Werkzeuge von den Wänden. Eine obskure Höhle der Erkenntnis, in der man zur Ruhe kommen und auf Entdeckungsreise gehen kann. Piening, 1942 in Husum geboren, heute in Ahrensburg zu Hause, sortiert mit manischer Energie seine gelaubsägten Dinge, von der Stubenfliege bis zum Automobil. Aus dem Meer des Alltagswissens schafft er Magazine des Gedächtnisses, wobei die Gegenstände ungewohnt hierarchisiert eine neue Bedeutung erhalten. Über 60 Einzelausstellungen würdigten bislang seine künstlerische Arbeit. 2003 waren seine Werke im Museum für Kunst und Gewerbe zu sehen. Mit dieser Ausstellung ist Galeristin Ruth Sachse aus Eimsbüttel in die Innenstadt gezogen. Eine bewusste Entscheidung raus aus der Nische für wenige Kunstkenner, hin zu mehr Offenheit für eine Laufkundschaft, die bislang mit Avantgarde eher wenig im Sinn hatten. "blickdicht" schärft die Wahrnehmung dafür, manches anders zu sehen.

Peter F. Piening: blickdicht. Bildobjekte bis 28.5., Galerie Ruth Sachse, Hamburger Hof, Jungfernstieg 26-30, Mo-Sa 14.00-19.00; www.galerie-ruth-sachse.de