“Paulinchen“ klärt auf: 30.000 Verbrühungen jährlich in Deutschland. 60 Prozent wären vermeidbar gewesen. Kinder besonders gefährdet.

Die kleine Lara saß in ihrem Hochstuhl am Esstisch. Neugierig griff sie in einem unbeobachteten Moment nach dem Becher mit heißem Tee. Der Becher kippte um und verbrühte Lara schwer an Bauch und Arm. Sie musste in eine Spezialklinik, die brandverletzten Bereiche mussten transplantiert werden, und jetzt trägt Lara Kompressionsbekleidung, die verhindern soll, dass die Narben nachwuchern.

Moritz Mutter kochte, sie war im 8. Monat schwanger, und Moritz, 18 Monate alt, räumte neben ihr auf dem Küchenfußboden eine Schublade mit Plastikschüsseln aus. Alles ging so schnell, deshalb konnte die Mutter im Nachhinein nicht mehr sagen, wie Moritz unbemerkt an den Topf mit heißer Suppe gelangen konnte. Er stieg auf die geöffnete Schublade, hielt sich an dem Topfrand fest, und so ergoss sich der heiße Inhalt über den Jungen. Die Mutter reagierte sofort und kühlte mit Wasser. Dennoch erlitt Moritz Verbrennungen an 30 Prozent seiner Körperoberfläche, ein langer Krankenhausaufenthalt folgte mit zahlreichen Hauttransplantationen. Heute, ein halbes Jahr nach dem Unfall trägt Moritz Kompressionsbekleidung und geht dreimal wöchentlich zur Krankengymnastik, um die vernarbten Schultern und Armbeugen beweglich zu halten. Es ist noch ein langer Weg, der vor dem kleinen Moritz liegt.

Die Mutter von Anna meinte es gut und legte ihr eine Wärmflasche in den Kinderwagen, damit Anna beim Spaziergang nicht friert. Als Anna anfing zu schreien, dachte die Mutter zunächst, Anna habe Hunger und machte sich schnell auf den Heimweg. Zu spät erkannte sie, dass die Wärmflasche ausgelaufen war. Das Wasser in der Wärmflasche war kochend heiß und verbrühte Anna an Rücken und Gesäß.

Familien mit Kindern wie Lara, Moritz und Anna, die eine Verbrennung oder Verbrühung erlitten haben, berät "Paulinchen e. V." seit mehr als 18 Jahren. Jährlich werden allein in Deutschland mehr als 30 000 Verbrennungen und Verbrühungen ärztlich behandelt. 6000 davon sind so schwer verletzt, dass sie stationär verbleiben müssen. Mehr als 70 Prozent aller thermischen Verletzungen im Kindesalter betreffen die Altersgruppe unter fünf Jahren. Davon ist bei mehr als 80 Prozent die Verbrühung mit heißen Flüssigkeiten die Hauptunfallursache.

Kaum jemand weiß, dass schon eine Tasse mit heißer Flüssigkeit ausreicht, um bis zu 30 Prozent der Körperoberfläche eines Säuglings oder Kleinkindes zu verbrühen. Man weiß heute, dass durch Prävention 60 Prozent aller Unfälle verhindert werden können. Deshalb sollte die Aufklärung über Unfallgefahren sehr früh ansetzen, am besten noch vor der Geburt.

Die Broschüre "Aktion Paulinchen - So schützen Sie Ihr Kind vor Verbrennungen und Verbrühungen" gibt da viele hilfreiche Tipps und leistet einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung. Sie kann kostenlos bei Paulinchen e. V. bestellt werden. Die gezielte Paulinchen-Kampagne "Vorsicht mit heißen Flüssigkeiten" soll Eltern, Familienangehörige und weitere Aufsichtspersonen von Babys und Kleinkindern auf die Gefahren durch Verbrühungen im Alltag aufmerksam machen, damit sie die gegebenen Vorsichtsmaßnahmen treffen können und ihre Kinder nicht unbeaufsichtigt in der Nähe von Gefahrenquellen wie Wasserkochern oder Tassen mit heißem Tee oder Kaffee lassen. So können traumatische Unfälle vermieden werden.

"Häufig haben die Mütter große Schuldgefühle. Bei Paulinchen finden sie Trost, erhalten wichtige Informationen und umfassende Hilfe", so Anneliese Stapelfeldt, stellvertretende Vorsitzende von Paulinchen e. V.

Paulinchen e. V. berät und begleitet die Familien mit brandverletzten Kindern in jeder Phase. Über die bundesweit kostenlose Hotline 112 123 ist der Verein jederzeit erreichbar. Auf der Website www.paulinchen.de finden sich viele hilfreiche Informationen. Mit einem großen Kompetenznetzwerk aus Spezialisten im Hintergrund bleibt keine Frage offen. Einmal im Jahr bietet Paulinchen e. V. ein Seminar für Familien mit brandverletzten Kindern an, wo Spezialisten Fragen der Eltern klären und die Kinder sich in einem von Heilpädagogen geleiteten Programm kennenlernen und austauschen können.

Jeder kann Paulinchen unterstützen, ehrenamtlich, als Mitglied, aber auch mit Spenden, die dringend für die ständig umfangreicher gewordenen Projekte benötigt werden: Bank für Sozialwirtschaft AG, Konto 112 123, BLZ 251 205 10.

"Kinder helfen Kindern", der Verein des Hamburger Abendblatts, möchte dazu beitragen, so viele Kinder wie möglich vor den Schmerzen und oft langjährigen Auswirkungen von Verbrühungen und Verbrennungen zu bewahren, und unterstützt die segensreiche Aufklärungs-, Beratungs- und Betreuungsarbeit von "Paulinchen" mit einer Spende von 7500 Euro.