Am Mittwoch veranstaltet der Verein “Paulinchen - Initiative für brandverletzte Kinder“ den “Tag des brandverletzten Kindes“ im Herold-Center.

Anneliese Stapelfeldts Sohn war als Alge mit langen Fransen am Ärmel verkleidet und feierte mit anderen Kindern einen fröhlichen Faschingsgeburtstag. Das Geburtstagskind wollte gerade die Kerzen auf der Geburtstagstorte auspusten, als der Neunjährige plötzlich in Flammen stand. Er war mit den Fransen in eine Kerze geraten. Das Kunstfaser-Kostüm brannte sofort lichterloh. Er musste viele Male operiert werden, seine Mutter begleitete ihn ständig, Ehemann und Tochter mussten warten, die Familie erlebte eine Zerreißprobe ohnegleichen.

Im Krankenhaus sah Anneliese Stapelfeldt, dass sie nicht allein war, dass immer wieder Kinder mit Verbrennungen und Verbrühungen eingeliefert werden, unsägliche Schmerzen erleiden, Narben davon tragen. Narben, die ihr Leben verändern. Anneliese Stapelfeldt wollte anderen Eltern helfen. Sie wollte mitteilen, was ihrem Sohn und ihrer Familie widerfahren ist. Sie wollte warnen vor dem Feuer, vor der Hitze am Herd, vor den Gefahren am Grill. Sie schloss sich dem Verein "Paulinchen - Initiative für brandverletzte Kinder" an. Das auch als Dank, weil die Mitglieder von "Paulinchen" ihr mit Rat und Hilfe Kraft gaben, die Katastrophe zu überstehen. Das war 1993.

Heute ist Anneliese Stapelfeldt zweite Vorsitzende des Vereins. Das Büro ist in ihrem Haus in Norderstedt. In diesem Jahr wurde sie mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland für ihr langjähriges ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet.

Am Mittwoch, 7. Dezember, veranstaltet "Paulinchen" von 9 bis 20 Uhr wieder den "Tag des brandverletzten Kindes", diesmal auch im Herold-Center in Norderstedt. Mehr noch: Der "Tag des brandverletzten Kindes" von "Paulinchen" wird als Sieger des bundesweiten Wettbewerbs "365 Orte im Land der Ideen" von der Standort-Initiative "Deutschland - Land der Ideen" als "Ausgewählter Ort 2011" ausgezeichnet.

Für Anneliese Stapelfeldt aber steht die Aufklärung über die Gefahren von Verbrennungen und Verbrühungen und ihre Folgen im Vordergrund. "Bei unserer Aktion Tag des brandverletzten Kindes wollen wir in diesem Jahr vor allem auf die Verbrühungsgefahren bei Kleinkindern hinweisen - und wie diese Gefahren vermieden werden können", sagt die zweite Vorsitzende von "Paulinchen".

Am Mittwoch wird aber nicht nur im Herold-Center, sondern in ganz Deutschland mit vielen Aktionen vor den Unfallgefahren gewarnt, Erste-Hilfe-Maßnahmen und Behandlungsmöglichkeiten aufgezeigt. Im Herold-Center weisen die Freiwillige Feuerwehr Norderstedt, der Rettungsdienst KBA und das katholische Kinderkrankenhaus Wilhelmsstift auf die Gefahren hin, wie sie entstehen, wie sie vermieden werden können und welche Erste-Hilfe-Maßnahmen ergriffen werden müssen, wo es Hilfe und Rat gibt.

An einem Informationsstand dreht sich von 9 bis 14 Uhr das Glücksrad. Von 14 bis 18 Uhr können sich die Kinder schminken lassen, ein Luftballonkünstler, ein Kasper und weitere Überraschungen für Kinder und Eltern sorgen für Spannung.

Mehr als 30 000 Kinder unter 15 Jahren erleiden jedes Jahr in Deutschland Brandverletzungen, fast 6000 Kinder so schwer, dass sie lange stationär behandelt werden müssen. "Wir wissen, dass 76 Prozent dieser Kinder jünger als fünf Jahre alt sind", sagt Adelheid Gottwald, erste "Paulinchen"-Vorsitzende. Deshalb sei es so wichtig, Eltern und Familien so früh wie möglich über die Gefahren zu unterrichten und möglichst schon während der Schwangerschaft über die vielfältigen Unfallgefahren zu informieren.

Verbrühungen durch heiße Flüssigkeiten wie Kaffee, Tee und Wasser sind immer noch eine der häufigsten Unfallursachen im Kleinkindalter. "Bereits eine Tasse mit heißem Tee reicht aus, um bis zu 30 Prozent der Körperoberfläche eines Kleinkindes oder Säuglings zu verbrühen", sagt Prof. Dr. Karin Rothe, Chefärztin der Klinik für Kinderchirurgie an der Berliner Charité, die "Paulinchen" beratend zur Seite steht. "Brand- und Brüh-Verletzungen sind sehr schmerzhaft und ziehen einen langen Behandlungsprozess nach sich. Diese Unfälle verändern das Leben der ganzen Familie", sagt die Ärztin. "Paulinchen" berät und begleitet Familien mit brandverletzten Kindern in jeder Phase nach dem Unfall. Ein großes Netzwerk bietet Hilfe und beantwortet Fragen. Ziel ist es, jedes brandverletzte Kind individuell zu versorgen. Mit vielen Präventionskampagnen warnt "Paulinchen" immer wieder vor den Gefahren durch heiße Flüssigkeiten und Flächen, durch Feuer, Strom und Säuren.

Kontakt: "Paulinchen" - Initiative für brandverletzte Kinder, Anneliese Stapelfeldt (zweite Vorsitzende des Vereins), Segeberger Chaussee 35, in 22850 Norderstedt, Telefon 02102/13 57 39 oder 040/52 95 08 84