Hefter, Federmäppchen, Frühstück & Co.: Tessa, 6, zeigt, was in die Schultasche für Erstklässler gehört. Handy und Süßigkeiten sind tabu.

Hoheluft. Ihre Schulzeit geht Tessa rosarot an. Jedenfalls hat sich die Sechsjährige, die gestern feierlich eingeschult wurde und heute an der Grundschule Hoheluft ihren ersten Unterrichtstag erlebt, einen Ranzen in dieser Farbe ausgesucht. Wenn schon Last, dann zumindest in Pink? Na ja. Tessa Scheunemann hat einen tierisch guten Grund, warum sie sich ausgerechnet für dieses Marken-Modell, das im Set mit Sporttasche, Federmäppchen und kleinem Geldbeutel etwa 130 Euro kostet, entschieden hat: "Vorne ist ein Pferd drauf. Und Pferde mag ich sehr." Wie zum Beweis zaubert das blonde Mädchen aus den Tiefen des Tornisters ihr Hausaufgabenheft. Mit Pferdemotiv natürlich.

Doch was gehört alles in den Ranzen eines Erstklässlers? Tessa, die mit 22 Mitschülern die Klasse 1b von Lehrer Martin Bischoff besuchen wird, spielt von nun an fünfmal in der Woche "Ich packe meinen Ranzen". Für das Abendblatt hat Tessa gezeigt, was sie verstauen muss: einen DIN-A4-Zeichenblock und einen Tuschkasten für den Kunstunterricht, das Hausaufgabenheft und zwei dünne Mappen aus Pappe, eine gelb, die andere rosa. "Die rosafarbene ist für Hausaufgaben-Arbeitsblätter", sagt Tessa, "die andere für Mitteilungen von Herrn Bischoff an Mama und Papa."

Natürlich dürfen auch die - ebenfalls pinkfarbene - Federmappe mit Buntstiften, Anspitzer und Kinderschere und das kleine Portemonnaie nicht fehlen, dessen Pferdemotiv zum rosa Ranzen passt. Außerdem packt Tessa noch eine Butterbrotdose und eine Trinkflasche der Marke Sigikid ein. "Ich nehme ein Salamibrötchen und Apfelschorle mit", sagt die Erstklässlerin. Auf die Schule freut sie sich sehr. So sehr, dass sie sich heute schon mit ihrer großen Schwester Kira um kurz vor 8 Uhr auf den Weg machen wird, obwohl der Unterricht für Tessa erst um 8.30 Uhr beginnt. "Aber mein Lehrer kommt auch schon früher und passt auf alle auf, die schon früher da sind", sagt Tessa. Um 13 Uhr endet ihr erster Schultag. Dann wird sie den pinkfarbenen Ranzen schultern und ihn nach Hause tragen. Doch wie schwer fällt der Tornister ins Gewicht?

Mutter Frauke Scheunemann macht den Test und wiegt den Tornister ihrer Tochter. Das Ergebnis: 2,6 Kilo. "Es ist natürlich gut, dass die Kinder in den ersten beiden Schuljahren keine Bücher hin und her schleppen müssen, das erleichtert die Sache ungemein."

Die Zeit, in der Grundschulkinder mit schwerer Lernlektüre voll gepackte Tornister schleppen müssen, ist schon lange vorbei. "Der Trend geht dahin, dass die Schüler immer weniger Bücher in ihrem Ranzen haben", sagt Inga Sturm-Panitzki, stellvertretende Schulleiterin der Hamburger Grundschule Hoheluft. Das hänge auch damit zusammen, dass der Unterricht stärker individualisiert werde. "Die Kinder lernen gemeinsam in der Klasse, aber nicht im Gleichschritt", sagt die Pädagogin. Deshalb arbeiteten die Mädchen und Jungen häufig mit Arbeitsblättern, die unterschiedliche Niveaus hätten.

Während der Schnellhefter mit den Arbeitszetteln im Schulranzen landet, bleiben die Bücher in der Schule. "Die nehmen die Kinder nur mit nach Hause, wenn sie sie für die Hausaufgaben benötigen", sagt Sturm-Panitzki. Schließlich sollte ein Tornister so leicht wie möglich sein. Experten raten, dass das Gewicht eines gefüllten Schulranzens zehn bis zwölf Prozent des Körpergewichts des Kindes nicht überschreitet. Zu schwere Schulranzen können bei den Heranwachsenden Haltungsschäden verursachen und auf Dauer zu Schäden an der Wirbelsäule führen.

Und was sollte in einen Tornister eines Schulanfängers auf keinen Fall fehlen? "Eine Federmappe mit Buntstiften, ein Bleistift, Anspitzer, Radiergummi sowie der Hefter mit Arbeitsblättern", sagt die Lehrerin Inga Sturm-Panitzki. Eine Butterbrotdose mit gesundem Frühstück gehöre ebenso in den Ranzen wie genug zu trinken. Handys und Süßigkeiten seien fehl am Platz. Sturm-Panitzki: "Aber das Lieblingskuscheltier - das dürfen die Erstklässler natürlich im Tornister verstauen."