Laut des Hamburger Bildungsplans sollen auch überfachliche Kompetenzen den Kindern vermittelt werden. Englisch ist erstmals dabei.

Hamburg. "Lesen, schreiben, rechnen", möchte Carl im ersten Schuljahr lernen. Für Freundin Zoe ist dagegen das Malen besonders wichtig. Auch das Toben steht ganz oben auf der Liste.

Diese Wünsche können Carl, Zoe und den 14 900 weiteren Schulanfängern erfüllt werden. All das, was die Kinder in den kommenden Jahren lernen sollen, steht nämlich im derzeit für die ersten Klassen gültigen Bildungsplan festgeschrieben. Allerdings sind die konkreten Lernziele in diesem Werk sehr viel komplizierter formuliert, als die Abc-Schützen es aussprechen.

Eine übergeordnete Rolle spielt im Bildungsplan die Vermittlung von Kompetenzen: Ziel jedes Unterrichts soll sein, den Kindern fachliche und überfachliche Kompetenzen zu vermitteln. Beispiel Deutsch: Die Kinder lernen nicht nur lesen und schreiben, sondern auch die Fähigkeit zum systematischen, zielgerichteten Lernen oder zur Nutzung von Medien zur Darstellung von Informationen.

Wie viel Zeit die Kinder im ersten Schuljahr pro Tag in der Schule verbringen, hängt davon ab, ob sie eine Halb- oder Ganztagsschule besuchen. In mindestens 25 Stunden pro Woche unterrichten die Lehrer die Erstklässler in den Fächern Deutsch, Mathe, Sachunterricht, Religion, Sport, Musik und Kunst. Erstmals steht in diesem Jahr das Fach Englisch auf dem Stundenplan der ersten Klassen.

"Allein zehn Stunden pro Woche nehmen in den ersten zwölf Monaten die Fächer Deutsch und Mathe ein", sagt Jennifer Wegner, Lehrerin an der Schule An der Seebek in Bramfeld. Das Lesen- und Schreibenlernen findet denn auch hauptsächlich im Deutschunterricht statt und nebensächlich in allen anderen Fächern.

Im Bildungsplan sind diese Fertigkeiten in die drei Kompetenzbereiche "Schreiben", "Lesen" sowie "Sprache und Sprachgebrauch" unterteilt. Beschrieben sind die Beobachtungskriterien, die zum Ende der Klasse 1 bei den Beurteilungen angelegt werden. Das Kind sollte dann in "Druckschrift klar formulierte Buchstaben" schreiben können, ungeübte Wörter selbstständig aufschreiben und verstehen, dass es mit der Schrift Gedanken ausdrücken kann. Die Kinder sollen Vorlagen abschreiben und Wortgrenzen kennen. Im Kompetenzbereich "Lesen" fragen die Pädagogen am Ende des ersten Schuljahrs, ob der Schüler einen ungeübten Satz selbstständig lesen kann und ob er den Sinn des Gelesenen auch versteht. Zudem sollte er Gedichte und Sprachspiele auswendig aufsagen können.

Im Fach Mathematik fasst der Hamburger Bildungsplan die Klassen 1 bis 3 zusammen und beschreibt die Bildungsanforderungen zum Ende des dritten Schuljahrs. Dann sollten die Kinder sich im Zahlenraum bis 1000 orientieren, addieren und multiplizieren sowie Brüche erkennen können.

Carls bevorzugte Disziplin Toben fällt ins Fach Sport: Darunter versteht der Bildungsplan acht Bewegungsfelder, darunter "Laufen, Springen und Werfen", "Schwimmen und Tauchen", "Kämpfen und Verteidigen" sowie "Tanzen, Inszenieren und Präsentieren".

Und dann kommt Zoes Lieblingsfach Malen - im Bildungsplan zu finden unter dem Begriff "Bildende Kunst". Das wird Zoe freuen: Hier darf das Mädchen zum Beispiel Menschen, Tiere und Gegenstände malen und zeichnen, Farben mischen und systematisch nutzen, digitale Bilder umgestalten, Naturmaterialien sammeln und in Kunstwerke einarbeiten.

Die englische Sprache wird den Grundschülern im ersten Schuljahr spielerisch nahegebracht: Grammatische Strukturen sollen durch Vorlesen von Bilderbüchern und im Gespräch erworben werden. Zudem soll mit Hilfe von Sprachspielen wie Zungenbrechern, Reimen und Witzen ein Gefühl für die Sprache entwickelt werden.

"Klassenarbeiten wird es im ersten Schuljahr nicht geben", sagt Jennifer Wegner, die heute eine erste Klasse übernimmt. "Stattdessen werden wir Werkstattblätter, die Hefte und die Bücher der Kinder einsammeln, um zu sehen, ob und wo sie Hilfe und Förderung brauchen."

Mit Zeugnissen müssen die Kleinen zum Halbjahr noch nicht rechnen. "Die Eltern erfahren von den Fortschritten ihrer Kinder an den Sprechtagen", sagt Jennifer Wegner. "Die ersten Leistungsbewertungen bekommen die Erstklässler zum Ende des Schuljahrs." Und wie inzwischen üblich finden die Kinder darin keine Noten von "Eins" bis "Sechs", sondern individuelle Berichte über die Lernfortschritte des Kindes in den einzelnen Kompetenzen sowie über das Sozial- und zum Arbeitsverhalten.