17 Polizisten und sieben Fans wurden teils schwer verletzt. Ein 44-jähriger HSV-Fan schwebt seit dem Unfall im Gedränge in Lebensgefahr.

Bremen. Ein tragisches Unglück hat das Nordderby zwischen dem HSV und Werder Bremen überschattet. Bei einem Gedränge im HSV-Block wurden am Sonnabend 17 Polizisten und sieben Fans teils schwer verletzt, nachdem sie überrannt worden waren oder als sie die Treppen im Weser-Stadion hinunterstürzten. Ein 44-Jähriger aus Neumünster musste wiederbelebt werden. Er befindet sich weiterhin in einem kritischen Zustand. „Er liegt im künstlichen Koma. Es gibt keine Entwarnung“, sagte am Montag ein Polizeisprecher.

Ein 43 Jahre alter Hamburger erlitt unter anderem einen Beinbruch. Noch ist unklar, wie es zu dem Vorfall kommen konnte. Die Kriminalpolizei hat kurz nach dem Vorfall im Stadion die Ermittlungen aufgenommen.„Wir werten das komplette Video-Material aus“, kündigte ein Polizeisprecher an.

Hamburger Fans erheben schwere Vorwürfe gegen die Polizei, die zuvor eine Sperre für den HSV-Block verordnet hatte: Die Fans sollten nach dem Abpfiff noch 20 Minuten warten. Die Polizei wollte so verhindern, dass sie auf abziehende Werder-Fans treffen. Wie ein Augenzeuge berichtete, hätten die wegen der 2:3-Niederlage gereizten Fans aber statt der 20 fast 40 Minuten warten müssen, ohne dass es weitere Informationen von der Polizei gegeben habe. Als die Tore dann geöffnet wurden, seien viele losgestürmt, aus Angst, ihren Zug zu verpassen. In dem Gedränge sei es zur Panik gekommen.

Wie die Polizei auf einer Pressekonferenz mitteilte, wurden drei Treppenabgänge von der Tribüne mit dem Schlusspfiff um 20.21 Uhr gesperrt. Als die Sperre nach 20 Minuten noch nicht aufgehoben wurde, weil sich der Abmarsch der Bremer Fans verzögerte, sei vor einem der Eingänge eine Gruppe von HSV-Fans aufgetaucht, die dringend einen Zug nach Hamburg erreichen wollte, um einen Anschlusszug nach Schleswig-Holstein zu bekommen. Als die Polizei sich weigerte, den Block zu öffnen, hätten 20 Fans die Absperrungen durchbrochen und Polizisten mitgerissen. Dabei seien am Boden Liegende überrannt worden.

"Ich erwarte, dass dieses unglückliche Geschehen schnellstmöglich aufgeklärt wird", sagte HSV-Vorstand Oliver Scheel, der ebenfalls in dem Stehplatzblock warten musste. Bereits am gestrigen Sonntag versuchte Scheel, telefonisch mit den zuständigen Polizeibeamten in Bremen in Kontakt zu treten. Heute will er auch mit den Werder-Verantwortlichen den Dialog suchen. "Ich wünsche den Verletzten schnelle Genesung", sagt Scheel.

Auch HSV-Sportchef Bastian Reinhard zeigte sich tief erschüttert: "Es ist schon tragisch, wenn Menschen zum Sport gehen und dann lebensgefährlich verletzt im Krankenhaus landen. Dieser Fall muss unbedingt untersucht werden."