Bremen steckt in der Krise, Kapitän Torsten Frings schlägt Alarm. Auch Clubchef Klaus Allofs kritisiert das Team mit scharfen Worten.

Hannover. Bremens Kapitän Torsten Frings redete ruhig und sachlich, und genau das machte seine Worte umso eindringlicher. „Einige Spieler nehmen sich zu wichtig, bei denen steht nicht die Mannschaft im Vordergrund“, klagte er nach dem 1:4 (1:1) bei Hannover 96. Mit nahezu ausdruckslosem Gesicht und fast schon erschreckender Offenheit schlug der Werder-Anführer nach der dritten Saison-Niederlage Alarm und prangerte den Egoismus einiger Kollegen an: „Wir arbeiten nicht wirklich als Mannschaft.“ Mit monotoner Stimme forderte Frings eine Aussprache:„Darüber müssen wir dringend reden.“

Werder steckt in einer nicht zu übersehenden Krise, das Team zerfiel in Hannover in seine Einzelteile. 96-Verteidiger Karim Haggui hatte völlig recht, als er anmerkte:„Die Bremer hätten auch sechs Tore kriegen können.“ Die Bremer sahen fast teilnahmslos zu, wie die eifrigen Hannoveraner den zuletzt übermächtigen Nachbarn im Nord- Derby auseinandernahmen und dabei auf kaum nennenswerten Widerstand trafen. „Wir wehren uns nicht und lassen alles über uns ergehen“, klagte Frings, der per Elfmeter (36.) das einzige Werder-Tor geschossen hatte.

WERDER ZEIGT MORAL GEGEN TOTTENHAM

Heftige Niederlagen hat es in der vergangenen Jahren für die wechselhaften Werderaner immer wieder mal gegeben, aber so wehrlos und so chancenlos wie in Hannover waren sie nie. „Nach dem Mainz- Spiel hatte ich gedacht, es geht nicht schlechter“, sagte Clubchef Klaus Allofs und kam zu der bitteren Erkenntnis: „Es geht doch. Wir waren teilweise von allen guten Geistern verlassen.“ Mit den Gegentreffern durch Clemens Fritz per Eigentor (11. Minute), Didier Ya Konan (53.), Christian Schulz (79.) und Mohammed Abdellaoue (90. +1) war Werder gut bedient. Dass die drei Leistungsträger Per Mertesacker, Naldo und Claudio Pizarro erneut fehlten, war nicht zu übersehen. Allofs wollte dies aber genauso wenig als Erklärung gelten lassen wie Trainer Thomas Schaaf. „Das wäre zu einfach“, sagte Allofs. Wie Schaaf verwies er auf die starke Leistung des ersatzgeschwächten Teams gegen Rekordmeister Bayern München:„Da ging es auch.“ Es sei allerdings „schwer zu erklären, dass die Mannschaft zwei Gesichter hat und das eine Gesicht so schlecht aussieht“.

Frings hatte dafür seine eigene Interpretation:„Bei Bayern kann man sich ja auch präsentieren.“ Der Kapitän sieht gerade diesen Kontrast als Zeichen für den Egoismus einiger Kollegen, die er nicht beim Namen nennen wollte. Zumindest bei der fehlenden Einsatzbereitschaft waren sich Kapitän, Trainer und Clubchef aber einig. „Am Anfang steht immer, dass man viel laufen und kämpfen muss, danach kann man schön spielen“, sagte Allofs:„Man spielt nie erst schön und fängt dann an zu laufen.“ Die von Frings geforderte Aussprache gehört für Allofs zum normalen Programm in einer solchen Krise, aber er will „nicht in Panik verfallen. Ich habe keine Angst, ich bin ja schon länger dabei“, sagte Allofs:„Es gibt immer solche Phasen, auch bei guten Mannschaften.“