Ein Kommentar von Alexander Laux

Was bringt beim Fußball Fans (und Medien) den meisten Spaß? Prognosen zu erstellen. Und das funktioniert in der Regel so: Wenn Verein A gegen Verein B verliert, bedeutet das Szenario C und hat Auswirkungen D.

Gemäß diesem Muster verschwindet der HSV (A) bei einer Pleite im Nordderby in Bremen (B) im Mittelfeld der Tabelle (C) und bestätigt frühzeitig alle Nörgler und Zweifler in ihren Befürchtungen, dass sich der Liga-Dino am Ende wieder allenfalls seiner Unabsteigbarkeit rühmen darf (D). Die aufkommende Unruhe rund um den Verein steckt die Mannschaft an und führt zu zusätzlichem Druck, Verunsicherung und verstärkt den Misserfolg.

Der Fehler dieser Fußballfunktion liegt in der unzureichenden Datenbasis. Selbst nach dem sechsten Spieltag sind immer noch 2520 von 3060 Minuten zu spielen - plus geschätzte 78 Minuten Nachspielzeit in 28 Spielen, was fast noch ein ganzes Zusatzspiel bedeutet. Wie leicht es ist, vorschnelle und falsche Urteile für den weiteren Saisonverlauf zu fällen, demonstrierte der HSV selbst 2009, als der Klub unter Bruno Labbadia nach dem sechsten Spiel von Platz eins der Tabelle grüßte und meisterhafte Träume reiften. Was folgte, ist bekannt: Ein schleichender Absturz, der mit der Entlassung von Bruno Labbadia folgte.

Prognosen, dass die Saison für den HSV bei einer Niederlage gegen Werder bereits so gut wie gelaufen ist, bedienen deshalb nur gängige und leicht zu bedienende Klischees. Entscheidend ist nur, dass Spieler, Trainer und Vorstand bei kurzfristigem Misserfolg schnell lernen und die richtigen Schlüsse ziehen.