Unbekannte haben die Motoren beschädigt. Es gibt Streit um eine neue Genehmigung von der Behörde. Jetzt muss das Gericht entscheiden.

Hamburg. Stadtrundfahrten sind ein hart umkämpftes Geschäft. Es geht um viel Geld. Bis zu eine Million Euro Umsatz kann mit einem Doppeldeckerbus pro Jahr erzielt werden. Einem dieser Unternehmer sollte offenbar das Geschäft verdorben werden: Bei vier seiner Busse haben unbekannte Täter Sand in den Motor geschüttet.

Das war vorausgegangen: Zum 1. April wurden die begehrten Genehmigungen für die Stadtrundfahrtenlinien von der zuständigen Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) neu vergeben. Die Zahl der Linien wurde von zehn auf vier reduziert - das soll den Kunden einen besseren Überblick bieten und Paralleltouren auch im Sinne der Anlieger vermeiden. Außerdem sollen die Busse künftig umweltfreundlicher sein.

Den Zuschlag erhielten fünf Unternehmen, die sich zum Hamburger Rundfahrtenverbund (HRV) zusammengeschlossen haben: "Das Konzept hat unsere hohen Qualitätsanforderungen erfüllt", sagt BSU-Sprecher Enno Isermann. Drei Unternehmen, die bisher auf dem lukrativen Markt mitgemischt haben, erfüllten laut Isermann die "strengen Kriterien" nicht und erhielten keine neue Genehmigung.

Das führte zu Unfrieden, und nun wird hinter den Kulissen mit harten Bandagen gekämpft: "Unbekannte haben auf unserem Betriebshof in Wilhelmsburg in die Öleinfüllstutzen von vier meiner Busse Sand geschüttet. Das hatte bei zwei der Fahrzeuge Motorschäden zur Folge", sagt Georg Jozwiak, Geschäftsführer von Hamburg Citytours. Der "Anschlag" passierte direkt zu Beginn des besonders lukrativen Frühjahrsgeschäfts. "Den Termin haben die Täter offensichtlich bewusst gewählt, um mir das Geschäft zu vermiesen", ist sich Jozwiak sicher. Der Geschäftsmann erstattete Strafanzeige beim Polizeikommissariat 44. Von den Tätern fehlt bislang jede Spur. Jozwiak will gegenüber dem Abendblatt keine Verdächtigungen aussprechen, obwohl er so seine "Vermutungen" hat, nur so viel: "Es gibt einige in der Branche, die mich nicht sonderlich mögen."

Das könnte einen Grund haben: Unternehmer Jozwiak konnte die Stadt mit seinem neuen Konzept für die vier Stadtrundfahrtlinien nicht überzeugen, stattdessen erhielt der HRV den Zuschlag. Dagegen wehrte sich Jozwiak. Per Widerspruch griff er die Genehmigung an, die die BSU dem Rundfahrtenverbund erteilte. Außerdem hat er vor dem Verwaltungsgericht Hamburg beantragt, dass dem HRV im Rahmen einer einstweiligen Verfügung die Genehmigung für die vier Stadtrundfahrtenlinien entzogen wird. Das Gericht prüft nun den Fall.

Für den HRV hatte das bereits zur Folge, dass die BSU keine endgültige für acht Jahre geltende Genehmigung für den Linienverkehr erteilten durfte, sondern nur eine einstweilige Erlaubnis. Das bestätigte BSU-Sprecher Enno Isermann auf Abendblatt-Anfrage.

Sollte das Gericht zugunsten von Jozwiak entscheiden, hätte das für den Hamburger Rundfahrtenverbund weitreichende Folgen. Dazu sagt Jozwiaks Rechtsanwalt Tilo Rößler, der auf Personenbeförderungsrecht spezialisiert ist: "Ich gehe davon aus, dass mein Mandant vor Gericht Erfolg hat. Das würde bedeuten, dass der HRV die vier Linien nicht mehr bedienen dürfte. Mein Mandant hingegen müsste dann die Genehmigung für alle vier Linien von der BSU erhalten." Für den Juristen ist klar: "Die Behörde hätte meinem Mandanten von vornherein eine Genehmigung erteilen müssen. Sein Konzept erfüllte, vor allem auch in puncto Umweltschutz, sämtliche Anforderungen der BSU." Unabhängig von der Genehmigung für die vier Stadtrundfahrtlinien, darf Jozwiak noch bis Oktober 2010 die "blaue Linie" und bis Oktober 2011 die "blaue Linie Süd" mit seinen sechs Bussen bedienen.

Die Mitglieder des HRV sind nicht glücklich, dass sie bislang noch keine endgültige Genehmigung erhalten haben: "Wir befinden uns in einem Schwebezustand. In einer solchen Situation ist es schwierig, die erforderlichen Investitionen beispielsweise in die Umrüstung der Fahrzeuge zugunsten des Umweltschutzes zu tätigen", sagt Hansa-Rundfahrt-Sprecher Dedo-A. Müller. Außerdem haben die Tourbegleiter des HRV ein Zertifikat des Tourismusverbandes Hamburg erworben (wir berichteten): "Von diesem Qualitätsmerkmal würden die Fahrgäste nicht mehr profitieren", sagt Müller. Die Behörde sieht der Entscheidung gelassen entgegen: "Wir gehen davon aus, dass der Widerspruch abgewiesen wird", meint Isermann.