Als Kulturhauptstadt will sich die Hansestadt aber nicht bewerben - “Hamburg ist schon Kulturhauptstadt“, sagt die Senatorin.

Hamburg. Ist Hamburg eine Kulturmetropole? Verbindet man die Hansestadt europaweit nicht nur mit Hafen und Handel, sondern auch mit Theatern und Museen, Musik und Literatur? Oder sollte man vielleicht etwas dafür tun, dass die Menschen von Athen bis Oslo und von Danzig bis Lissabon künftig erfahren, welche kulturellen Schätze und Leistungen die norddeutsche Metropole aufweisen kann?

Eine Möglichkeit dafür würde die Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas bieten, ein imageträchtiger Titel, der demnächst für das Jahr 2020 vergeben wird. Was Mannheim zurzeit anstrebt, soll jedoch für Hamburg kein Thema sein. Nachdem bekannt wurde, dass sich die ehemalige kurpfälzische Residenzstadt um den Titel Kulturhauptstadt Europas für das Jahr 2020 bewerben will, lehnte Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos) einen ähnlichen Vorstoß Hamburgs grundsätzlich ab.

"Schon als ich hierher kam, hab ich gesagt: Hamburg ist eigentlich schon Kulturhauptstadt und muss sich nicht erst darum bewerben. Außerdem möchte ich das Geld, das allein schon ein solcher Antrag kostet, lieber den Kultureinrichtungen direkt zugute kommen lassen", sagte sie gestern dem Abendblatt. Stattdessen setzt die Senatorin auf ein anderes, nicht minder prestigeträchtiges Projekt: die Bewerbung für das Weltkulturerbe. Die Idee, die Speicherstadt sowie das Chilehaus mit dem Kontorhausviertel zu nominieren, kam schon 1999 auf und wird seither verfolgt. Außerdem soll der jüdische Friedhof auf der Königstraße in einem internationalen Gruppenantrag gemeinsam mit ähnlichen Friedhöfen in Amsterdam und Curaçao in der Karibik ins Rennen gehen. Ein weiterer Hamburger Aspirant ist die Bergedorfer Sternwarte, die gemeinsam mit Einrichtungen nominiert werden soll, die aufgrund von Entstehungszeit, architektonischer und wissenschaftlicher Bedeutung vergleichbar sind. Infrage kommen etwa Sternwarten in La Plata (Argentinien), Nizza und Algier.

Für Speicherstadt und Kontorhausviertel steht der Nominierungsfahrplan bereits fest: 2011 wird mit der Erarbeitung eines detaillierten Gutachtens begonnen, das eine Voraussetzung für das Aufnahmeverfahren bildet. Wenn alles gut geht, wird Hamburg 2014 in den erlauchten Klub der Welterbestätten aufgenommen. Im Gegensatz zum Titel Kulturhauptstadt wäre dies auch eine Ehrung auf Dauer - sofern sie nicht, wie in Dresden 2009 geschehen, durch Bausünden wieder verspielt wird.